Mahret Kupka, Sie sind gerade Jurorin und Mentorin für den Rimowa Design Prize. Welche Beziehung haben Sie zu Koffern?
Es ist ein lustiger Zufall, aber für mich waren Koffer schon immer gleichbedeutend mit Rimowa, weil meine Eltern sie früher schon benutzten. Das Unternehmen fragte mich zunächst, ob ich am City-Guide für Frankfurt am Main mitarbeiten könnte, was großen Spaß gemacht hat. Da ich nicht nur Kuratorin am Museum Angewandte Kunst in Frankfurt bin, sondern auch Designtheorie unterrichte, hatte ich bereits viel Erfahrung mit angehenden Designerinnen und Designern. Ich war also vorbereitet auf eine Mentoring-Beziehung.
Worauf kam es Ihnen an bei den zunächst drei Vorschlägen, mit denen Sie in den Wettbewerb gestartet sind?
Der Oberbegriff des Awards ist ja Mobilität, und zwar im weitesten Sinne gedacht. Es geht also nicht darum, Gepäck zu entwerfen, sondern um eine weit gefasste Auseinandersetzung. Angefangen bei Vehikeln, über Mobilität in urbanen Räumen bis hin zu der Frage, wie ich mich selbst in meinem Körper besser oder sicherer bewegen kann.
Teilweise kommen die Entwürfe aus dem medizinischen Bereich. Es sind tolle Ideen dabei, etwa um das selbstbestimmte Leben länger führen zu können. Wie gut muss man sich da auskennen?
Ich kann unabhängig von tiefgehenden Fachspezifika dazu Feedback geben, wie konsequent eine Idee bearbeitet ist. Für die Details sind dann die einzelnen Studiengänge da. In Kiel gibt es zum Beispiel eine Spezialisierung auf Design für den medizinischen Bereich.
Wie sah die Zusammenarbeit mit Ihrem Mentee Jonas Krämer aus, der ein Gerät für das Navigieren im Alltag bei Demenzerkrankung entwickelt hat?
Wir haben uns insgesamt dreimal getroffen, über Zoom und einmal persönlich im Museum Angewandte Kunst. Dass wir hier diesen Schwerpunkt zu Dieter Rams und Braun Design haben, war für ihn als großer Fan zusätzlich spannend.
Sie sind auch Teil der Preisjury, welche Kriterien legen Sie an?
Wie ist der Entwurf, die Erfindung, unter dem Aspekt der Mobilität zu bewerten? Und wie schlüssig ist es präsentiert? Es muss klar sein, weswegen dieser Entwurf jetzt hier ist.
Sie sagen "Erfindung" – letztlich ist ja immer die Frage: Was braucht die Welt überhaupt noch?
Das ist eine sehr wichtige Frage: Warum muss es das geben? Ich denke, gerade im Bereich Krankheit oder Pflege ist noch viel Bedarf. Ich finde es am spannendsten, wenn etwas aus dem Design heraus neu gedacht werden kann: Wo stehen wir als Gesellschaft, als Menschen, wo wollen wir hin? Und welche Dinge unterstützen uns dabei?