Marihuana als Mäzen

Als Aktivistin habe sie sich nie gesehen, sagt Kirsha Kaechele. Und dass sie in den vergangenen Wochen mitten in eine weitreichende politische Debatte hineingezogen wurde, gar in der „New York Times“ auftauchte, empfand sie als eher unangenehm. „Eigentlich ist es mir immer nur darum gegangen, den bestmöglichen Weg zu finden, um meine Projekte und Künstler zu unterstützen.“

Kirsha Kaechele ist Kuratorin und Direktorin der Life is Art Foundation im kalifornischen Santa Rosa. Zum Unterhalt ihrer Stiftung habe sie alles zwischen „Sugardaddy und der katholischen Kirche“ versucht, erzählt sie, aber irgendwann keine Lust mehr auf die erniedrigende Bittstellerei gehabt. Und so entwarf sie ein Finanzierungsmodell, das einzigartig in der Kunstwelt sein dürfte: Life is Art lebt vom Anbau und Verkauf von Marihuana. Gerade haben die Mitarbeiter der Stiftung und befreundete Künstler die Ernte eingefahren; das Dankfest fand zeitgleich zur Eröffnung einer neuen Gruppenausstellung auf dem Areal statt. Eine rechtliche Nische kommt der Stiftung dabei zugute: Im US-Bundesstaat Kalifornien wird Marihuana medizinisch eingesetzt, anders als im übrigen Land ist der Verkauf – gegen Rezept und unter Auflagen – erlaubt. Kaechele hält sich mit Details über den Ernteumfang lieber zurück, sagt aber so viel: Angepflanzt werden die Sorten O. G. Kush und Cherry Pie auf zwei Freiflächen und in einem Gewächshaus. Insgesamt stehen knapp 50 Hektar Land zur Verfügung, aber man übertreibt es nicht, auch „weil wir immer wieder Besuch von Hubschraubern bekommen“. Ziel für das nächste Jahr ist es, eine Million Dollar Gewinn einzufahren, der an die Stiftung in Santa Rosa gehen und für Programme in Armutsvierteln von New Orleans verwendet werden soll.

Als Anfang November ein Volksentscheid zur Legalisierung der Droge in Kalifornien angesetzt wurde, geriet auch Kaecheles Stiftung ins Rampenlicht. Sie nahm es mit gemischten Gefühlen, und dass die Abstimmung schließlich scheiterte, kam ihr so ungelegen nicht. „Ich bin enttäuscht, weil es in der Frage der Legalisierung um die persönlichen Freiheitsrechte geht. Ich glaube, die Gründungsväter unseres Landes hätten die persönliche Freiheit in jedem Fall verteidigt, daher ist es meiner Meinung nach uramerikanisch, Marihuana freizugeben.“ Aber, so Kaechele, „was die Stiftung angeht, leben wir davon, dass wir eine Nische gefunden haben. Wenn jeder Gras anbaute, wäre das unser Ende.“

www.lifeisartfoundation.org