Familien-Machtkampf

Marlborough Gallery schließt in New York

Werkliste der Marlborough Gallery in New York für eine Ausstellung des Filmregisseurs Pedro Almodovar im Frühjahr 2019
Foto: Actionpress

Werkliste der Marlborough Gallery in New York für eine Ausstellung des Filmregisseurs Pedro Almodovar im Frühjahr 2019

Die traditionsreiche Galerie Marlborough beendet ihr Geschäft in New York. Dahinter steht ein Machtkampf innerhalb der Eigentümerfamilie 

Max Levai, Präsident der Marlborough Galerien, bestätigte die Schließung der Standorte gegenüber Monopol. Die Entscheidung des Board of Trustees sei im Frühjahr gefallen, als sein Vater, der Ex-Direktor und ehemalige Miteigentümer Pierre Levai (83), schwer an Covid-19 erkrankt war. Während dieser Zeit sei er enteignet worden. Max Levai, der nach eigenen Angaben keine Anteile an Marlborough besitzt, habe nun mit den Verantwortlichen und dem Unternehmen gebrochen. "Die Art, wie mein 83-jähriger Vater nach 58 Jahren Dienst für die Galerie behandelt wurde, macht es für mich unmöglich, die Entscheidung des Aufsichtsrats zu tolerieren." 

Hintergrund der Schließung ist offenbar ein Machtkampf innerhalb der Familien des Galeristen Frank Lloyd, der Marlborough 1948 in London mitbegründet hatte. Pierre Levai ist Lloyds Neffe, der Sohn des Gründers, Gilbert Lloyd, leitete bis zu seinem Ruhestand die Marlborough-Londoner Geschäfte und soll nun mit anderen Familienmitgliedern an der Entscheidung der Schließung beteiligt gewesen sein.

1963 öffnete die erste Galerie-Filiale in New York und wurde zu einem Zentrum der amerikanischen Nachkriegsmoderne. 2019 wurde Max Levai Präsident der Galerienfamilie und vereinte die Marken Marlborough Fine Arts, Marlborough Gallery und Marlborough Contemporary. Noch im vergangenen Sommer erwarb die Galerie weitere Immobilien am Standort Chelsea in West-Manhattan. Die Zukunft der Galerie in London ist einem Bericht von "Artnet" zufolge noch offen. In New York seien bereits zu Beginn der Corona-Krise die meisten Mitarbeiter entlassen worden. Über die wirtschaftliche Situation der Galerie vor der Krise gibt es widersprüchliche Angaben.

Die Marlborough Gallery zählt zu den bekanntesten Nachkriegsgalerien. Sie vertrat Künstler wie Lucian Freud und Francis Bacon und zeigte Ausstellungen von Größen der Moderne wie Picasso, Henri Matisse oder Max Beckmann. Berüchtigt ist sie auch für einen Skandal um den Nachlass des Malers Mark Rothko. Dutzende Werke wurden von einem Verwalter zu Dumpingpreisen an die Marlborough Gallery verscherbelt. Rothkos Erben kämpften jahrzehntelang, um die Werke ihres Vaters zurückzubekommen, die Galerie musste eine Millionenstrafe zahlen.