Messe Schweiz in der Krise

Überdehnt

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Die Krise der MCH Group ist vor allem eine Krise der Baselworld, der ehemaligen Cash Cow des Konzerns und immer noch größten Uhrenmesse der Welt

Die Messegesellschaft hinter der Art Basel steckt in der Krise. Das hat Folgen, auch für eine deutsche Kunstmesse. Ein Kommentar von Stefan Kobel

Das Reich, in dem die Sonne nicht untergeht, hat sich überdehnt. Die Kontraktion der Messe Schweiz, der Muttergesellschaft der Art Basel, erfolgt ruckartig und viel schneller, als ihr Expansionsprozess auf dem Gebiet der Kunstmessen zuvor. Kollateralschäden bleiben dabei nicht aus. 

Die Krise der MCH Group ist vor allem eine Krise der Baselworld, der ehemaligen Cash Cow des Konzerns und immer noch größten Uhrenmesse der Welt, der die Kunden scharenweise davonlaufen. Eine Kunstmesse mit einem derartigen Ausstellerschwund wäre sofort am Ende.

Dass sich der neue CEO Hans-Kristian Hoejsgaard trotzdem so schnell und radikal von den Beteiligungen an und Plänen zu regionalen Kunstmessen in Düsseldorf, Indien und Singapur trennt, wird vor allem daran liegen, dass er die Kräfte des Unternehmens bündeln und sich nicht verzetteln möchte. Dass die Messe Schweiz ihre regionalen Kunstmessen über Bord wirft und nicht Art Basel Cities - ein Produkt, dessen Sinnhaftigkeit Außenstehenden kaum zu vermitteln ist - spricht Bände. Wären die bereits bestehenden Kunstmessen Dukatenesel, würde Hoejsgaard sie jetzt wohl nicht opfern. 

Man muss der konzerneigenen Version nicht folgen, derzufolge die Übermutter Art Basel, deren Glanz auf die Zukunftshoffnung Masterpiece mit Grand Basel abstrahlt, rein überhaupt gar nichts mit den regionalen Kunstmessen zu tun hat. Die Art Düsseldorf hat jedenfalls kräftig profitiert von der Minderheitsbeteiligung der Schweizer. Die Bekanntgabe ihres Rückzugs zwei Wochen vor ihrer Eröffnung mag aus rheinischer Sicht mindestens unsensibel erscheinen. Als börsennotiertes Unternehmen blieb den Schweizern keine andere Wahl, als die einmal getroffene Entscheidung sofort zu publizieren.

Walter M. Gehlen, der verbliebene Gründungsdirektor wird es jetzt schwer haben. Schließlich springt ihm schon der zweite große Partner bei einer Kunstmesse in Düsseldorf ab: Bei der DC im Jahr 2008 war es Gruner und Jahr. Das bedeutete damals das Aus der Messe. Dasselbe Schicksal ist den jetzigen Beteiligten nicht zu wünschen, aber es ist auch nicht auszuschließen.

Die MCH Group hingegen steht wohl vor einem langen steinigen Weg, auf dem sie noch viel lernen muss. Die Pressemitteilungen von Konzernen zeichnen sich ohnehin oft durch maximales Geschwurbel aus. Die Messe Schweiz ist darin Meisterin: "Wir müssen und wollen unsere klassische Live-Event-Kompetenz zu einer integrierten Experience-Marketing-Kompetenz in physischen und digitalen Bereichen entwickeln", lässt sich der CEO zitieren. In der Kunstszene steht diese Art von Marketing-Sprech als ein Zeichen für Vieles, was aktuell im Kunstmarkt falsch läuft.