Medienschau

"Warum ist der Kulturbetrieb so familienfeindlich?"

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Die Namensrechte der Turbine Hall stehen zum Verkauf, die Wirths haben ihren Hauptwohnsitz wieder in der Schweiz und ein Radio-Feature über die Vereinbarkeit von Kindern und Kunst: Das ist unsere Presseschau am Donnerstag

Museen

Der "Telegraph" berichtet, dass die Tate Britain mit einem neuen Endowment-Fonds in Höhe von 150 Millionen Pfund ihre Zukunft sichern will. Dabei bietet die Institution die Namensrechte der Turbine Hall für "mindestens 50 Millionen Pfund" an. Tate-Vorsitzender Roland Rudd erklärte: "Wenn jemand die Turbine Hall benennen möchte, könnte das auch etwas Großes sein" und kritisierte zugleich Teile des Museums als "schrecklich", etwa die "Büsche vorne, die sehr alt und schäbig aussehen". Tate-Direktorin Maria Balshaw sagte, der Fonds "wird uns ermöglichen, all die wilden und außergewöhnlichen Dinge zu tun, die die Menschen überhaupt erst zur Tate bringen". Das Museum gehe nun in den "aktiven Kampagnenmodus", um die weitere Finanzierung zu sichern. 

Kunstmarkt

Iwan und Manuela Wirth, Eigentümer der Galerie Hauser & Wirth, haben laut "Financial Times" ihren Hauptwohnsitz von Großbritannien zurück in die Schweiz verlegt, wo auch die Holding der Galerie sitzt. Der Schritt erfolgt vor dem Hintergrund von Steuerreformen im Vereinigten Königreich, die viele Vermögende zum Wegzug bewegen. Die Wirths betonen jedoch, dass persönliche Gründe ausschlaggebend seien. Trotz sinkender Umsätze in Großbritannien – 2023 lag der Umsatz bei 144 Millionen Pfund, ein Rückgang um 13 Prozent – investieren sie weiter, etwa in eine neue Londoner Galerie ab 2026. Studien der London School of Economics relativieren allerdings Berichte über eine massive Abwanderung Reicher aufgrund der Labour-Steuerpolitik.

Ausstellung

In einem Interview mit der "Rheinischen Post" erklärt Susanne Gaensheimer, Direktorin der Kunstsammlung NRW, dem Autor Philipp Holstein, warum sie die Ausstellung von Julie Mehretu im K21 Düsseldorf selbst kuratiert hat. Sie kenne die Künstlerin seit deren Berliner Zeit um 2000 und wolle ihr Werk nun umfassend zeigen, inklusive bislang nie präsentierter Frühzeichnungen. Gaensheimer betont Mehretus Einfluss: Ihre komplex geschichteten Bilder thematisieren Flucht, Krieg, Bürgerrechtsbewegungen und Migration. Die Ausstellung wolle diese "zeitgenössischen Historienbilder" einem deutschen Publikum näherbringen und passe in das Diversitäts-orientierte Programm des Hauses. "Wir wollen Düsseldorf stärken und die Welt nach Düsseldorf bringen."

In der "NZZ" beschreibt Philipp Meier Diego Giacomettis Bronze-Möbel als "wunderbare Kunstwerke", die lange kaum jemand beachtet habe. Nun werde der Künstler im Bündner Kunstmuseum Chur "nicht als Dekorateur, sondern als eigenständiger Künstler" gewürdigt. Meier hebt die "elegante Schlichtheit und proportionale Ausgewogenheit" seiner Arbeiten hervor und betont ihren "Touch des Handgemachten". Giacometti habe bewusst auf den Familiennamen verzichtet, "um nicht in Konkurrenz zu Alberto Giacometti zu treten". Die Ausstellung zeige, so Meier, dass Diego "nicht nur das Kunst-Getriebe seines erfolgreichen Bruders am Laufen hielt", sondern selbst "mit seinen Händen Aussergewöhnliches" schuf.

Podcast

Im BR fragt Andrea Mühlberger in ihrem Feature: "Kind oder Kunst? Warum ist der Kulturbetrieb so familienfeindlich?" Im Gespräch mit der Künstlerin Anna Schölß, Mitgründerin des Bündnisses "K&K – Kunst und Kind", geht es um Hürden für Eltern im Kulturbetrieb. Wissenschaftlerin und Monopol-Autorin Sascia Bailer betont den Fokus auf "Gendergerechtigkeit und Care-Arbeit in der bildenden Kunst" und kritisiert fehlende Strukturen. Theaterwissenschaftler Christian Steinau analysiert, wie sich der als "progressiv und avantgardistisch" geltende Kulturbetrieb oft wenig familienfreundlich zeigt und fordert ein Umdenken in Institutionen und bei Arbeitsmodellen.

Nachruf

Will Heinrich schreibt in der "New York Times" einen späten Nachruf auf den deutschen Künstler Günther Uecker und betont dessen Konzept, "dass Poesie mit einem Hammer gemacht wird". Er beschreibt, wie dieser Gedanke in Ueckers nagelbesetzten Werken sichtbar wird. Der Autor sieht in Ueckers Kunst eine "fast gewaltsame Anstrengung, die Welt mit den Händen zu formen" und hebt hervor, dass die Wiederholung von Nägeln komplexe Muster schaffe. Heinrich würdigt Ueckers Vielseitigkeit, vom Meditationsraum bis zur Performance, und beschreibt seine Kunst als eine Verbindung von Einfachheit und tiefem symbolischem Gehalt.