Medienschau

"Das Ende der Welt, wie wir sie kennen"

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Welche kulturpolitischen Pläne die Parteien haben, warum Alfredo Jaars jüngste Arbeit das "Werk der Stunde" ist, und wie romantisch die Gegenwart ist: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Debatte

Wie romantisch kann man sein, fragt in der "Zeit" eine Politikredakteurin mit dem sprechenden Namen Carlotta Wald. Sie beobachtet den historischen romantischen Widerstand gegen das Fortschrittsversprechen auch in der Gegenwart aufblühen – was den heutigen Erfolg von Caspar David Friedrich erkläre. "Teil dieses holistischen Zugangs ist auch – damals wie heute – die Wertschätzung der irdischen Natur. Caspar David Friedrich fand seinen Ausgleich zur Ratio in unzähligen mystischen Landschaftsmalereien, die Punks schmachten diese heute an, andere tauchen in naturverbundene, holistische Literatur ab: Gesellschaftstheorien wie die von Bruno Latour und Donna Haraway zirkulieren bei den Neuromantikern. Romane wie Der Pilz am Ende der Welt von der Autorin Anna Lowenhaupt Tsing erzählen über das Leben in den Ruinen des Kapitalismus. Mensch und Natur sollen wieder enger zusammengedacht werden, das ist – im Angesicht der Klimakrise – die bottom line. Denn der Mensch habe sich im Zuge der Modernisierung und im Namen der Zivilisation überkultiviert. Auch hier zeigt sich die Neue Romantik, im idealen Sinne der Alten, progressiv. Latour, Harraway und ihr Publikum sehnen keinen natürlichen Urzustand herbei, sie üben Kritik an einem Fortschritt, aus der heraus sie eine Gegenbewegung skizzieren."

Marcus Woeller hat für die "Welt" die Wahlprogramme der Parteien angeschaut und nach ihren kulturpolitischen Ambitionen abgeklopft, auch das der AfD: "Konkret will sie sich 'gegen eine pauschale Rückgabe von Sammlungsgütern aus kolonialen Kontexten' und die 'Schleifung von Denkmälern und Umbenennung von Straßen' wenden. Eine ausgewogene Gedenk- und Erinnerungskultur ist zentral für die Identitätsbildung in Deutschland'. Gedenkstätten sollen weiterhin öffentlich finanziert werden und 'behalten ihre politische Unabhängigkeit'." Das Vorhaben der CDU, eine "Leitkultur" durchzusetzen, kommentieren auch Elke Buhr für Monopol und Tobias Timm gemeinsam mit Tobi Müller in der "Zeit"

Porträt

Die "New York Times" stellt die französische Künstlerin Caire Tabouret vor, die neue Glasfenster für die Pariser Kathedrale Notre Dame entwerfen soll. Nun haben Brände auch ihr Gefühl der Sicherheit in ihrer Wahlheimat Los Angeles erschüttert. "Auf der anderen Seite des Ateliers lehnte ein großes Gemälde mit einer Gruppe von Kindern an der Wand. Tabouret hatte es kürzlich aus dem Lager geholt und beschlossen, es mit blaugrauer flüssiger Acrylfarbe zu besprühen, ohne genau zu wissen, warum. Sie hatte auch eine Decke über die Kinder gelegt. Jetzt, so sagte sie, sahen die Schlieren, die das Spray verursacht hatte, plötzlich wie Asche aus. Die Decke fühlte sich wie eine Form des Schutzes an. 'Vielleicht ist es gar kein Zufall', sagte sie. 'Was wirklich für jeden in L.A. erschüttert ist, ist, dass wir uns sicher und geborgen gefühlt haben', beklagte sie. 'Es ist hier so dicht besiedelt, dass wir dachten, das Feuer könnte nie zu uns kommen.'"

Museen

Berlin solle sich ein Beispiel nehmen am Pariser Louvre, wo außereuropäische Touristen, die nur die "Mona Lisa" sehen wollen, bald zu den 22 Euro des regulären Eintrittspreises noch einen Aufschlag bezahlen müssen. Das findet zumindest Ingeborg Ruthe in der "Berliner Zeitung": "Da kommt einem doch im armen, aber immer noch sexy sein wollenden Berlin der hinterlistige Gedanke, dass sich die bösen Finanzlücken in den hiesigen Museen und im Kulturhaushalt der Stadt mit einem hübschen Aufpreis für all die zur Königin Nofretete strömenden Massen füllen ließen."

Was man in New York City im Februar unternehmen kann, listet die "New York Times" auf

Ausstellung

Ganz begeistert ist Niklas Maak in der "FAZ" (online bislang nur hier) von der minimalistischen Ausstellung von Alfredo Jaar im Kindl – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Berlin, es sei vielleicht das "Werk der Stunde": "Was da liegt, ist das Gold des 21. Jahrhunderts, der Grund für aberwitzigen Reichtum und fur Kriege." Im Zentrum des Raumes steht eine Vitrine, in der sich ein vier mal vier Zentimeter großer Würfel befindet. Aufgebaut ist er aus zehn Schichten: Kobalt, Seltene Erden, Kupfer, Zinn, Nickel, Lithium, Mangan, Coltan, Germanium und Platin. "Jaars Würfel ist ein Kondensatbild des digitalen Zeitalters, seiner Hoffnunger und Probleme: Die Frage, wer dieser Würfel werten dart und wer unter welchen Bedingungen Zugriff auf seine Bestandteile bekommt, wird daruber entscheiden, ob diese das Material für neue, gerechtere, umweltfreundlichere Gesellschaften sein werden oder doch für das Ende der Welt, wie wir sie kennen." Für Monopol hat Daniel Völzke einen ausführlichen Vorbericht zur Ausstellung geschrieben und darüber im Monopol-Podcast "Kunst und Leben" gesprochen.

Film

Oscar-Preisträger Adrien Brody bekam eigenen Angaben zufolge große Aufmerksamkeit in den sozialen Medien, nachdem Kim Kardashian ihn mit Schauspiel-Kollege Adam Brody verwechselt hatte. "Mein Instagram ist total durchgedreht", berichtete der 51-Jährige in der "Tonight Show" von Jimmy Fallon. Fallon hatte ihm einen älteren Social-Media-Post Kardashians gezeigt, in welchem sie die Netflix-Serie "Nobody Wants This" pries und darin allerdings anstelle des Hauptdarstellers Adam Brody Oscar-Preisträger Adrien Brody vertaggte. Kardashian habe mit dieser Verwechslung sein "Internet in die Luft gejagt", erzählte Brody mit einem Augenzwinkern. Kardashian sei aber nicht die Erste gewesen, die Brody und seinen Schauspiel-Kollegen mit sehr ähnlich klingendem Namen durcheinanderbrachte, berichtete er. Auch im Restaurant habe ihn kürzlich ein Mann aufgeregt angesprochen und gefragt, ob er Adam Brody sei. Adrien Brody gewannt 2003 für seine Rolle im Holocaust-Drama "Der Pianist" einen Oscar und geht dieses Jahr für seine Rolle im Historiendrama "Der Brutalist" für einen zweiten Oscar ins Rennen. Der sechs Jahre jüngere Adam Brody wurde mit der Teenieserie "O.C. California" bekannt. Die Liebeskomödienserie "Nobody Wants This" mit ihm und Kristen Bell wurde im vergangenen Herbst zum Streaming-Hit.