Museen
In der "FAZ" beschreibt Gina Thomas das neue V&A East Storehouse in London als "eine Mischung aus Logistikzentrum, Wunderkammer, Flohmarkt und Archiv" und lobt dessen radikal offene Inszenierung. Sie beschreibt es als "aufregende neue Wege", um Museumsarbeit transparent zu machen. Besucher tauchten in ein "Delirium von Objekten" ein, das wie in einer Ikea-Lagerhalle auf offenen Regalen arrangiert sei. Thomas erläutert, dass die Architektur auf das panoptische Prinzip setze, mit Glasböden und Laufstegen, die Durchblicke in alle Richtungen erlauben. Piepsende Gabelstapler manövrieren zwischen Regalen und Objekten wie den Säulen aus Agra, die erstmals seit Jahrzehnten gezeigt werden. Thomas betont, dass Besucher vorab Objekte zur Ansicht bestellen und über QR-Codes zusätzliche Infos abrufen können. Das Publikum sei "nicht nur Zuschauer, sondern zugleich Kurator". Für Thomas spiegelt das Konzept "Transparenz, Nachhaltigkeit, Inklusivität, Relevanz und Partizipation" und richte sich auch an ein junges Publikum, das sich von klassischer Museumspracht abgeschreckt fühlen könnte.
Vergangene Woche verwiesen wir in der Medienschau auf einen "SZ"-Artikel von Jörg Häntzschel über das Olaf-Gulbransson-Museum in Tegernsee, das zu den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gehört. Der Düsseldorfer Galerist Michael Beck von der Galerie Beck & Eggeling, der zugleich Vorstand der Olaf-Gulbransson-Gesellschaft ist, organisert dort Ausstellung und zeige, so Häntzschel, "ohne Scheu auch Künstler, mit denen er selbst als Galerist handelt". Werke würden "unter dem noblen Label der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen" präsentiert, obwohl diese institutionell nicht beteiligt seien. So entstehe der Eindruck, das Museum sei "eine Art externer Showroom seiner Galerie". Jetzt erreichte uns dazu eine Stellungnahme von Michael Beck, der darin betont, dass sein ehrenamtliches Engagement dem Ziel diene, hochkarätige, sonst unzugängliche Werke durch private Leihgaben nach Tegernsee zu bringen. Die Ausstellung "Geschichten, die das Meer erzählt" sei gerade von der "SZ" positiv bewertet worden. Häntzschels Vorwurf, es handle sich um eine unzulässige Vermischung privater und öffentlicher Interessen, weist Beck entschieden zurück: Es sei "absurd", eine Wertsteigerung durch die Präsentation in einem kleinen Museum zu unterstellen. Seine Galerie sei stets außen vor geblieben, etwa bei der Ausstellung "Chambre d'amis". Die Erfolge – deutlich gestiegene Besucherzahlen und keine Belastung öffentlicher Kassen – sprächen für das Modell. Eine öffentliche Diskussion über die Ausstellungspolitik sei willkommen – auch mit Häntzschel im "Face to Face"-Format.
Kunstmarkt
In einem Beitrag für "ARTnews" berichtet Harrison Jacobs, dass die gemeldeten Verkäufe bei der Art Basel 2025 im Vergleich zum Vorjahr um über 35 Prozent gefallen sind. Laut Jacobs lagen sie "rund 8 Prozent unter 2023 und gut 20 Prozent unter 2022". Gleichzeitig stieg die Zahl der verkauften Künstlerpositionen weiter: von 109 im Jahr 2022 auf 157 in diesem Jahr. Jacobs schreibt, die Galerien hätten sich damit "auf ein breiteres Spektrum an Künstlern und mehr Bestand gestützt", um ihre Ziele zu erreichen. Marktberaterin Gabriela Palmieri erklärte "ARTnews": "Die Unsicherheit hat Art Basel in einen Ort verwandelt, an dem mehr wirklich mehr ist." Auch Bjorn Stern kritisierte die lockere Handhabung der Auswahlkriterien. Allerdings warnt Jacobs vor überstürzten Schlüssen, da die Verkaufszahlen teils unvollständig und schwer vergleichbar seien: Ein Pace-Sprecher betonte, dass gemeldete Umsätze nur einen Teil der tatsächlichen Deals abbildeten.
Malerei
Im "Spiegel"-Interview spricht Otto Waalkes über sein Verhältnis zur Malerei, die er in seinem neuen Buch zeigt. Er erklärt, beim Malen sei er "in einer anderen Welt" und er genieße den "inneren Applaus", wenn ihm ein Bild gelinge. Sein langjähriger Mitarbeiter Thomas müsse dann nur "gut!" sagen. Waalkes verfremdet Werke alter Meister und meint ironisch, vielleicht habe sich Rembrandt über zu viele Menschen auf der "Nachtwache" geärgert, weil keiner ein Ottifant sei. Ernsthaftigkeit in seiner Kunst störe ihn nicht: "Der technische Vorgang ist der gleiche." Leiden sieht er nicht als Bedingung großer Kunst – höchstens vor Auftritten habe er Versagensangst, was ihn aber fokussiere. Er erzählt von seinem Kunststudium an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und seinem ersten Gemälde, "Das Mädchen mit der Wollmütze", das heute seine Ex-Frau verwahre. Auf die Frage nach einem Pseudonym sagt er: "Solange ich mit Otto Waalkes signiere, ist es legal." Für die Zukunft meint der 76-Jährige lakonisch: "Wenn ich nicht mehr hüpfen kann, male ich nur noch." Seit 2013 präsentiert Waalkes seine Neuinterpretationen bekannter Kunstwerke bei Ausstellungen in Galerien und Museen, unter anderem in Frankfurt, Hamburg und seiner Geburtsstadt Emden. Am 4. Juli erscheint sein neues Buch "Otto Waalkes: Kunst in Sicht" im Piper Verlag. In der "SZ" unterhält sich David Steinitz mit Waalkes. Und Silke Hohmann sprach 2023 für Monopol mit dem Komiker über alte Meister, Lampenfieber und sein erstes und letztes Konzeptkunstwerk.
Ausstellung
In der "FAZ" beschreibt Hannes Hintermeier Hito Steyerls erste Einzelausstellung in Österreich als Reflexion über "die Interdependenz gesellschaftlicher und technologischer Entwicklung". Im MAK Wien zeigt sie "Hell Yeah We Fuck Die" und "Mechanical Kurds", Letzteres mit Gesprächen mit Microworkern, die KI-Systeme trainierten und dann überflüssig wurden. Steyerl lehne es ab, ihre Arbeit zu erklären: "Wenn sie diese erklären müsste, hätte sie als Künstlerin versagt." Die Technik werde zur "verbindenden Klammer", die Krieg, Wissenschaftsgeschichte und KI-Forschung zusammenführt, ohne Hoffnung auf Besserung zu transportieren.