Kunstmarkt
Bevor Kunstwerke im Museum landen, werden sie oft von Privatleuten gekauft und dann an Institutionen verliehen oder vermacht. So ist es auch beim Berliner Galeristen Alexander Schröder (Galerie Neu), der eine bedeutende Schenkung an die Hamburger Kunsthalle getätigt hat. Julika Pohle betrachtet ausgehend davon in der "Welt" das Sammeln und das mäzenatische Engagement als Antrieb des gesamten Kunstbetriebs. "Die Verbindung könnte glücklicher kaum sein: Einerseits ist da ein generöser, aus einer Sammlerfamilie stammender Galerist mit Gespür für das Heute, der einen Teil seiner gesellschaftskritischen Kunstsammlung der Öffentlichkeit zugänglich machen will. Andererseits ist da ein Bürgermuseum, das auf den Spenden und Vermächtnissen der Hamburgischen Kaufleute gründet, das von der ersten Stunde an auf Impulse von Sammlern zählte – und das sich nicht scheut, auch mit Schwergängigem zu arbeiten. Das Sammeln, so Schröder, sei der Antriebsmotor der Kunstwelt. Oft würden Werke zunächst von Privatleuten und erst mit einem gewissen Abstand von den Institutionen erworben. 'Sie sind schon ein wenig Kunstgeschichte, aber eben noch nicht ganz. Ein guter Zeitpunkt also, um etwas anzuschieben, mitzugestalten', sagt der Kunstkenner, der gern ein Vorreiter ist."
Kulturindustrie
Auf zehn Flixbussen wird auf Geheiß der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gerade Nofretete durchs Land gefahren. Diese blumig angekündigte Werbekampagne für die Museumsinsel nimmt Gregor Dotzauer im "Tagesspiegel" zum Anlass, über das Modewort "Kulturbotschafter" und die Industrie dahinter nachzudenken. "So nebulös das alles klingt: Ist Kultur nicht schlicht eine 'tiefgreifende Ausbildung in puncto Mensch'? So hat es ein ehemaliger Teilnehmer der Ausbildung zum Kulturbotschafter formuliert, wie sie die Münchner Corporate Happiness GmbH für knapp 7000 Euro anbietet – sechs Workshop-Tage im Hubertus Mountain Refugio Allgäu auf 1044 Höhenmetern (Übernachtung exklusive). Geschult werden Leute, die eine 'neue Unternehmenskultur mit den Methoden der Positiven Psychologie in die gesamte Organisation tragen und den Kulturwandel wie ein Leuchtturm von innen heraus vorantreiben'. Für den Bayern-Job wird das nicht reichen, aber vielleicht für das neue Berliner Kulturbusiness – samt Anleitung zu einer ausgesprochen unberlinerischen Poesie."
Ausstellung
Ab nach London in die Royal Academy, wo eine Ausstellung selten gezeigte Werke der wohl bedeutendsten Renaissance-Künstler Michelangelo, Leonardo und Raffael zusammenbringt! Das empfiehlt ein euphorisierter Peter Richter in der "Süddeutschen Zeitung". Ein solches "Gipfeltreffen der Giganten" werde so schnell nicht wieder vorkommen, "und die Kuratoren der Royal Academy haben es tatsächlich geschafft, so etwas wie einen Superheldenplot der Kunstgeschichte zu identifizieren, noch bevor Florian Illies darauf kam." Im Jahr 1504 kreuzten sich die Wege der drei Künstler in Florenz und diese lieferten sich in der Folge einen furiosen stilistischen Konkurrenzkampf. "Aber ein gewisses Maß an Auseinandersetzung ist nun einmal unvermeidlich, wenn drei Männer wie diese aufeinandertreffen", schreibt Richter. "Und einen Gewinner gab es am Ende ja auch: jeden einzelnen Betrachter."
Ihre mit kleinen Lebewesen bevölkerten Blumenstillleben machten Rachel Ruysch zu einer der gefragtesten Kunstschaffenden der niederländischen Barockmalerei, aber trotz ihres einstigen Erfolges hat die Kunstgeschichte ihr Schaffen bislang weitgehend ignoriert. Diese Lücke schließt jetzt die Alte Pinakothek in München, indem sie Ruysch die weltweit erste umfassende Retrospektive widmet, begleitet von einem wissenschaftlichen Katalog. Franz Zelger hat sich die Ausstellung angeschaut und erzählt in der "NZZ" von Leben und Werk der Ausnahmekünstlerin. "Über die florale Augenweide hinaus verleiht die breit gefächerte Einbeziehung von wissenschaftlichen Publikationen, Präparaten, Instrumenten und schriftlichen Zeugnissen der Münchner Schau den Rang eines faszinierenden zeitgeschichtlichen Panoramas an der Schnittstelle von Kunst und Naturkunde."
Der besondere Beruf
Nicht nur menschliche Wesen besuchen Museen, sondern auch kleine Tierchen, die nicht immer willkommen sind und eine Bedrohung für wertvolle Exponate sein können. Christina Pausackl begleitet in der "Zeit" einen musealen Schädlingsbekämpfer, der einen ganz speziellen Blick auf Sammlungen hat. "Pascal Querner ist Biologe und der einzige Schädlingsbekämpfer Österreichs, der sich auf Museen spezialisiert hat. Gibt es in irgendeinem bekannten Archiv einen Befall, klingelt ziemlich sicher Querners Telefon. Es ist nicht lange her, da wurde er in ein Wiener Kunstmuseum gerufen, weil plötzlich Dutzende Käfer aus dem Holzrahmen einer italienischen Leihgabe krabbelten – mitten im Ausstellungsraum. Der Direktor fürchtete nicht nur um die wertvollen Exponate und seinen Parkettboden, sondern ebenso um das Renommee des angesehenen Hauses. Das ist auch der Grund, warum Querner öffentlich keine Namen verrät. 'Es ist eine heikle Angelegenheit', sagt er."