Kunstmarkt
Arne Glimcher, der 87-jährige Gründer der renommierten Pace Gallery, blickt in der "New York Times" auf 65 Jahre Galeriegeschichte zurück – ohne nostalgisch zu werden. Glimcher, der seine erste Galerie schon mit 21 Jahren gründete, bleibt trotz der Veränderungen im Kunstbetrieb neugierig: "Ich bin verliebt in die Gegenwart", sagt er. Kritisch sieht er den Hype um junge Künstler: "Es ist eine sehr schwierige Zeit für Künstler, weil die Nachfrage so groß ist und die Verwirrung ebenso." Seine Liebe zur Kunst sei stets über das rein Geschäftliche gegangen. "Ich bin kein Teppichhändler", habe er auf Preisverhandlungen geantwortet.
Pace ist jetzt auch in Berlin: Gemeinsam mit der Galerie Judin und der "Zeit" hat die Megagalerie eine ehemalige Tankstelle in der Bülowstraße 18 in Schöneberg in einen offenen Kulturraum verwandelt. Zur Eröffnung am 1. Mai wurde unter anderem eine Bronze-Skulptur von Michael Sailstorfer enthüllt – ein "Knoten" als Symbol für den möglichen neuen Mittelpunkt der Berliner Kunstszene, interpretiert Alexander Conrad im "Tagesspiegel". Ein öffentlich zugängliches Café im Garten ergänzt das Angebot. "Es ist ein sozialer Ort, der allen offen steht", sagt Pay Matthis Karstens von der Galerie Judin. Mit Werken von Basquiat, Tom of Finland und anderen setze die Eröffnungsausstellung ein deutlich queeres Statement – auch als Kontrast zur problembehafteten Umgebung. Dieser neue Kunstort könnte damit, so Conrad, zur Aufwertung des Quartiers beitragen.
Ausstellung
Manuel Brug kritisiert in der "Welt" den Pariser Louvre für die Ausstellung "Louvre Couture", bei der 100 Designerstücke von Chanel bis Prada mit Kunsthandwerk und historischen Kunstwerken in Dialog treten sollen. Brug sieht darin einen Publikumsfang: "Der Stempel Louvre nobilitiert selbst noch Luxusmarken." Doch die modische Inszenierung wirke oft "krampfig zwanghaft" und lasse die Orientierung vermissen. Dagegen lobt Brug die parallel gezeigte Cimabue-Schau als wahres Highlight: "Eine Erfüllung ist einzig Cimabue."
In der Barbican Gallery in London treten Werke von Huma Bhabha in Dialog mit Skulpturen von Alberto Giacometti. Wie Charlotte Jansen im "Guardian" herausstellt, verbinde beide Künstler ein Sinn für "Zerstörung, Verfall und existenzielle Angst". Bhabhas teils meterhohe Figuren wirken wie Wesen aus einem apokalyptischen Science-Fiction-Film. Obwohl sie Giacometti als wichtigen Einfluss nennt, betont sie: "Ich habe kein Interesse daran, die Arbeit eines anderen Künstlers zu wiederholen." Stattdessen kombiniere sie Fundstücke wie Gummistiefel, Holz und Tierknochen zu hybriden Skulpturen mit düsterem Humor. Geprägt habe sie auch ihre Zeit in einer Tierpräparator-Werkstatt, wo sie lernte, mit Draht und Armaturen zu arbeiten. Ihre Werke sollen verstören und zugleich faszinieren – wichtig sei ihr, dass man "nicht einfach wegsehen kann". So entsteht eine kraftvolle Auseinandersetzung mit Gewalt, Körperlichkeit und Erinnerung.
Architektur
In einer ersten Kritik der Architekturbiennale in Venedig bringt Niklas Maak in der "FAZ" das zeitgenössische Dilemma der Disziplin zwischen Wohnungsnot und Klimaschutz auf den Punkt: "Noch nie musste so viel gebaut werden wie heute, und noch nie sollte das Bauen so sehr vermieden werden wie heute." Vom deutschen Pavillon unter dem Titel "Stresstest", der sich mit dem Thema Überhitzung beschäftigt, ist der Kritiker geradezu überwältigt. Eine riesige Filmprojektion zeigt dort die katastrophalen Auswirkungen steigender Temperaturen in den Städten, in einem "Hitzeraum" kann man das Phänomen dann am eigenen Leib erfahren. Einen Funken Hoffnung gebe es aber auch: "Weil aber der deutsche Pavillon von den Kuratoren Nicola Borgmann, Elisabeth Endres, Gabriele Kiefer und Daniele Santucci ein wenig so aufgebaut wurde wie Dantes 'Göttliche Komödie', gibt es die Hölle des Hitzefilms, das Fegefeuer des Hitzeraums, aber auch ein Paradies: Im linken Raum sieht man Lösungen; dort weht dank offener Fenster ein kühler Wind, man kann unter hohen Hainbuchen sitzen, unter denen es, wie eine Legende an der Wand erklärt, bis zu zehn Grad kühler ist als auf einem leeren Platz; dazu gebe ein Baum bis zu 400 Liter Wasser an seine Umgebung als feuchter Dunst ab."
Das besondere Kunstwerk
Der Schauspieler Pierce Brosnan und die Berliner Porzellan-Designerin Stefanie Hering haben gemeinsam drei kunstvolle Vasen entworfen. Wie Elisabeth Binder im "Tagesspiegel" berichtet, trafen sich beide zufällig auf der Art Basel in Miami, wo Brosnan erstmals seine Zeichnungen ausstellte. Durch einen Tipp wurde er auf Herings Porzellan aufmerksam – und so stand plötzlich der "James Bond"-Darsteller vor ihr, erinnert sich die Designerin. Es entstand eine kreative Partnerschaft, die von gegenseitigem Respekt und künstlerischer Neugier geprägt gewesen sei: "Wenn zwei Künstler zusammenarbeiten, geht es zuerst um Neugier und Lust auf das Projekt." Die entstandenen Vasen sind auf 25 Sets limitiert und bereits teilweise ausverkauft. Der Erlös geht an den King’s Trust des britischen Königs Charles. Die Kooperation sei auch ein Ausdruck gemeinsamer Dankbarkeit, als Jugendliche früh ihren Weg gefunden zu haben.