Debatte
Die am Wochenende verstorbene Kuratorin Koyo Kouoh, die als erste afrikanische Frau zur künstlerischen Leiterin der Kunstbiennale von Venedig 2026 berufen wurde, betonte in einem bislang unveröffentlichten "Guardian"-Beitrag die Bedeutung von Sichtbarkeit und ihrer Vorbildfunktion. Der wichtigste Aspekt ihrer Rolle, so Kouoh, sei es, Türen für andere Frauen zu öffnen. "Meine Vision ist eine Zukunft, in der solche Meilensteine nicht mehr bemerkenswert sind – weil viele andere ihnen gefolgt sind", schrieb sie. Kouoh starb am 10. Mai im Alter von 57 Jahren, wenige Tage vor der geplanten Bekanntgabe von Titel und Konzept der kommenden Biennale. Für Monopol hat Kulturmanager Thomas Girst einen Nachruf geschrieben.
Kunstmarkt
"ARTnews" berichtet ausführlich über die beiden gestrigen Abendauktionen bei Christie's in New York, die insgesamt erzielten die Versteigerungen 489 Millionen US-Dollar – ein solides Ergebnis, das die niedrige Schätzung übertraf, aber dennoch unter den Erwartungen lag. Den Auftakt bildete die Auktion "Leonard & Louise Riggio: Collected Works", bei der 38 von 39 Losen verkauft wurden. Die hochkarätige Sammlung des verstorbenen Barnes-&-Noble-Gründers und seiner Frau brachte 272 Millionen Dollar ein. Herausragend war Piet Mondrians Gemälde "Composition With Large Red Plane..." (1922), das mit Gebühren 47,56 Millionen erzielte. Weitere Highlights lieferten Werke von René Magritte, Giacometti, Picasso und Agnes Martin. Die anschließende "20th Century Evening Sale" brachte 217 Millionen Dollar ein. Claude Monets "Peupliers au bord de l’Epte" erreichte 42,9 Millionen, dicht gefolgt von Mark Rothkos "No. 4" mit 37,8 Millionen. Gerhard Richters Korsika (Schiu) sowie Arbeiten von Dorothea Tanning und Frank Stella rundeten das Angebot ab. Bemerkenswert war die Zurückziehung zweier Warhol-Gemälde, was laut "ARTnews" die Zurückhaltung gegenüber düsteren Sujets und die Unsicherheit im oberen Marktsegment widerspiegelt.
Malerei
Im "Guardian" porträtiert Deborah Cole den letzten Kino-Plakatmaler Berlins: Götz Valien, 65, fertigt seit über drei Jahrzehnten handgemalte Filmplakate für historische Kinos wie das Filmtheater am Friedrichshain, das ihn heute als einziges noch regelmäßig beauftragt. Seine Plakate sind riesige Unikate mit pop-artigem Einschlag und bewusstem "menschlichem Touch". Valien bezeichnet sich selbst augenzwinkernd als "Kinosaurier" – eine vom Aussterben bedrohte Art. Einst schmückten seine Werke Filmhäuser in Ost und West, doch mit dem Digitaldruck und Kino-Schließungen schwindet die Nachfrage. Seine Arbeit ist für ihn dennoch ein "Liebesdienst", oft ohne Gewinn – und eine Kunstform, die laut Valien in Westeuropa mit ihm enden wird. Eine Hommage-Ausstellung mit Klassikern wie "Brokeback Mountain" und "The Artist" würdigt nun im Filmtheater am Friedrichshain sein Lebenswerk – während Valien weiter in seinem Atelier in Schöneberg malt, umgeben von Farbdosen und Erinnerungen an eine fast vergangene Ära.
Architektur
Wo steckt Berlin auf der Architektur-Biennale? – fragt "Tagesspiegel"-Autor Nikolaus Bernau. In diesem Jahr "herrscht bis auf wenige Ausnahmen – Absenz", schreibt der Architekt und Kritiker. Das früher in diesem Punkt alles besser war, belegt Bernau mit einer Reihe von historischen Projekten, von der Interbau 1958, der Internationalen Bauausstellung 1987 bis zu den drei Berliner Orten, die die Stadt als Architektur-Welterbestätten eintragen lassen will. "Ökologischer Stadtumbau" ist das Thema der am 10. Mai eröffneten Biennale. Und auf diesem Feld findet der "Tagesspiegel"-Autor ein "Immerhin": den deutschen Venedig-Beitrag über die Aufheizung der Innenstädte, der von den Arbeiten Berliner Landschaftsplanungs-Büros "wesentlich geprägt sei". Trotzdem: "Architektur und Bauen sind längst ein internationaler Markt mit atemberaubendem Potential", schreibt Bernau – und dass die Konkurrenz immens sei. Sich dieser Konkurrenz nicht zu stellen: "Können wir uns das leisten?"
Film
Die 78. Internationalen Filmfestspiele von Cannes eröffnen heute – erstmals in der Geschichte des sonst männerdominierten Festivals – mit dem Film einer Regisseurin, noch dazu mit einem Debüt: Amélie Bonnins "Partir un jour". Während in der heutigen "FAZ" ein Vorbericht fehlt, erwähnen "Der Tagesspiegel" und die "SZ" natürlich die üblichen Verdächtigen im Line-up, Richard Linklater, Wes Anderson und Spike Lee (aber nicht im Wettbewerb). Sowohl Andreas Busche ("Tagesspiegel") als auch sein "SZ"-Kollege stürzen sich aber auf eine Berliner (!) Newcomerin, die Festivaldirektor Thierry Frémaux ins Rennen um die Goldene Palme schickt: Mascha Schilinski. Die "ehrfürchtige Flüsterpost aus der Branche" hat es David Steinitz von der "Süddeutschen" zugetragen: Schiliniskis zweiter Kinofilm "soll bei den Entscheidern in Cannes allergrößten Eindruck gemacht haben. Weshalb ihr Generationen-Epos 'In die Sonne schauen' es nun in den wichtigsten Filmfestivalwettbewerb der Welt geschafft hat". Na dann: Film ab und das hoffentlich bald auch in deutschen Kinos.