Debatte
In "Hyperallergic" berichtet Matt Stromberg über die Solidarität von Kunstschaffenden in Los Angeles mit Protesten gegen ICE-Razzien. Vier Kulturinstitutionen in Downtown LA nannten die Ereignisse eine "künstlich erzeugte Krise" und verurteilten die Massenabschiebungen sowie die Militärpräsenz. Auch Gruppen wie SPARC, Destination Crenshaw und MOLAA bekundeten öffentlich Unterstützung für betroffene Gemeinschaften. Künstlerinnen und Künstler wie Patrick Martinez und Lalo Alcaraz beteiligten sich mit Plakaten und Postern, während Barbara Krugers Werk "Untitled (Questions)" an der Fassade des Geffen Contemporary des Museum of Contemporary Art (MOCA) erneut Symbolkraft gewann. In dem Haus setzte Nadya Tolokonnikova von Pussy Riot ihre Performance trotz Museumsschließung fort. Die Künstlerin Kiyo Gutierrez schuf mit Eis und Erde den Satz "No Human is Illegal" – ein flüchtiges Mahnmal gegen Grenzpolitik und Abschottung.
Museen
In der "FAZ" warnt Georg Imdahl vor dem drohenden Bedeutungsverlust der Kunsthalle Düsseldorf während ihrer dreijährigen Schließung. Zwar betont die kommissarische Leiterin Alicia Holthausen den Anspruch, das Programm "in die Stadt hinauszutragen" – mit Aktionen in Kitas, Parks oder leerstehenden Läden. Doch Imdahl bleibt skeptisch: Die Pläne wirken pädagogisch und niedrigschwellig, könnten aber genau das Gegenteil bewirken – nämlich die Kunsthalle aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängen. Auch die Einbindung von Change-Management-Agenturen beruhigt ihn nicht. Sein Fazit: Die angestrebte Dezentralisierung droht, die Institution kulturell zu entkernen.
Porträt
In der "Berliner Zeitung" porträtiert Timo Feldhaus die Kuratorin der 13. Berlin Biennale, Zasha Colah, und beleuchtet ihre künstlerische und politische Haltung. Colah setzt in ihrer Ausstellung auf die Kraft des zivilen Ungehorsams und kulturelle Ausdrucksformen aus unterdrückten Systemen – etwa aus Myanmar oder der DDR. Sie betont, dass für sie "alle Kunst politisch" sei, selbst Blumen. Trotz ihrer Ablehnung des Begriffs "Aktivismus" zeigt sie Arbeiten von Künstlerinnen und Künstler, die subtil gegen Repression vorgehen. Angesichts der aktuellen Debatten um Israelkritik und Kunstfreiheit äußert Colah Sorge über das politische Klima in Deutschland. Sie berichtet, dass Künstler aus Angst vor öffentlichen Reaktionen ihre Teilnahme absagen und sich selbst zensieren. "Ich habe in China für die Biennale in Yinchuan unter offizieller Zensur gearbeitet. Zwei meiner Texte, die ich für eine Ausstellung geschrieben habe, wurden von staatlicher Seite gecancelt. Wegen einer Malerei, in der es um häusliche Gewalt gegen Frauen ging. Ich musste den Text zweimal umschreiben. Dann ging er durch. Aber was gerade in Deutschland geschieht, fühlt sich noch gefährlicher an. Denn es ist Selbstzensur." Die Biennale präsentiert rund 170 Werke an mehreren Berliner Orten, darunter der Hamburger Bahnhof und das ehemalige Frauengefängnis in Moabit. Im Monopol-Interview erklärt Zasha Colah, was wir vom Fuchs im Berliner Stadtbild lernen können, warum Kunstwerke weder Sockel noch Rahmen brauchen – und wie Humor uns aus den gegenwärtigen Krisen führen kann.
In der "FAZ" porträtiert Katharina Deschka den Konzeptkünstler Heiner Blum, der mit dem Binding-Kulturpreis ausgezeichnet wird. Seit über 25 Jahren bringt er Kunst in den Alltag, oft jenseits klassischer Räume: temporäre Museen, urbane Gärten, ein öffentlicher "Wohnraum". Seine Projekte sind situativ, partizipativ und oft sozial engagiert. Für Deschka ist Blum weniger Künstler als Ermöglicher – ein "Lebenskünstler", der Menschen verbindet, Räume erschließt und dabei nie belehrend wirkt. Seine Kunst lebt vom Moment, vom Austausch. Die Autorin würdigt ihn als einen, der durch kreative Offenheit und menschliches Vertrauen Veränderung schafft. Über Blums jüngstes Projekt, das "Off World"-Festival in Offenbach, hatte Eugen El in Monopol berichtet.
KAWS hat die heutige Printausgabe der "Welt" gestaltet. Ralph Gleis, Generaldirektor der Albertina in Wien, stellt den US-amerikanischen Künstler vor. KAWS gelinge es, so Gleis, wie kaum einem anderen zeitgenössischen Künstler, Kunst und Kommerz miteinander zu verweben. Seine ikonischen "Companions" seien global bekannt und träfen durch ihre klare, comichafte Bildsprache einen Nerv der Zeit. Der Autor beschreibt, dass KAWS, der seine Karriere in der Street-Art begann, gezielt mit Ambivalenzen spiele. Seine Werke vereinten Einflüsse aus Werbung, Popkultur und öffentlichem Raum und durchbrächen dabei bewusst Konventionen. KAWS kommuniziere auf einer niederschwelligen Ebene mit seinem Publikum und ermögliche so eine Demokratisierung von Kunst. Gleis verweist zudem auf die melancholische Tiefe der Werke: Trotz cartoonhafter Ästhetik wirkten die Figuren oft "einsam oder verloren und verkörpern ein Gefühl innerer Zerrissenheit, das besonders im Kontext einer zunehmend entfremdeten und aus dem Gleichgewicht geratenen Welt spürbar wird". KAWS' Markenzeichen – das X über den Augen – interpretiert Gleis als Symbol für Anonymisierung und Identitätsverlust in einer von Konsum und medialer Gleichförmigkeit geprägten Gegenwart. KAWS zeige so, wie visuelle Kultur kollektive Erfahrungen reflektieren könne.
Restaurierung
Im "The Guardian" berichtet Ian Sample über eine neue Restaurierungsmethode, die Alex Kachkine am MIT entwickelt hat. Mithilfe Künstlicher Intelligenz wird ein digitales Abbild beschädigter Gemälde erstellt, das auf eine transparente Polymerfolie gedruckt und über das Original gelegt wird. So konnte ein spätmittelalterliches Werk des "Master of the Prado Adoration" in wenigen Stunden restauriert werden – herkömmlich hätte es 200 Stunden gedauert. Kachkine identifizierte über 5.600 Schadstellen und nutzte mehr als 57.000 Farbtöne. Die Methode ist reversibel und beschädigt das Original nicht. Laut des deutschen Konservierungswissenschaftlers Hartmut Kutzke eigne sich das Verfahren vor allem für weniger wertvolle Werke, könne aber deren öffentliche Zugänglichkeit verbessern. Kachkine sieht noch ethische Fragen, etwa zur Sichtbarkeit der Folie und zur Authentizität der Retuschen.
Kunstmarkt
Wie unter anderem die "Morgenpost" berichtet soll Elizaveta Krivonogikh – mutmaßliche uneheliche Tochter von Wladimir Putin – in Paris für zwei Kunstgalerien arbeiten. Die russische Künstlerin Nastja Rodionowa machte dies öffentlich und beruft sich auf Bekannte in der Pariser Kunstszene. In der Galerie L bestätigte Leiter Dmitri Dolinski, dass Elizaveta, unter dem Namen Rudnova, dort ein Praktikum mache. Brisant: In beiden Galerien werden auch Werke ukrainischer Antikriegskünstler gezeigt. Rodionowa kritisiert, dass Künstler über familiäre Verbindungen Krivonogikhs zu Putin informiert werden sollten, um ihre Ausstellungsentscheidungen bewusst treffen zu können.