Debatte
In Zeiten von KI sind Bilder alles, nur nicht wahr, konstatiert Wolfgang Ullrich in einem Essay für die "Zeit". Darin legt er dar, dass heute ein habituelles Misstrauen gegenüber "echt" aussehenden Bildern herrscht und je nach Urheber und Kontext gefühlsmäßig entschieden wird, ob man das glauben will, was man sieht. Ullrich sieht darin eine zunehmende Tendenz zum "Bilder Bullshit", mit dem man sich immer weiter von so etwas wie Objektivität entfernt. "So beruhigend es sein mag, dass Deepfakes keine so große politische Gefahr zu sein scheinen, wie man befürchten konnte, so sehr bekümmert doch der Zynismus, der in dieser demonstrativen Abkehr von jeglicher Idee von Wahrheit steckt. Statt die neuen digitalen Techniken für perfekte Lügen zu nutzen, schart man Gleichgesinnte also um ein gemeinsames Bilder-Blabla. Damit wird nicht länger eine allen Menschen gemeinsame Welt repräsentiert, sondern es geht nur darum, eine gewünschte Wirklichkeit noch suggestiver und noch emotionaler in Szene zu setzen."
Über das Aus von Thilo Mischke als "TTT"-Moderator in der ARD wurde bereits ausgiebig kommentiert – überwiegend in die Richtung, dass die Entscheidung des Senders zu spät kam, aber nötig gewesen sei oder dass Mischke nie hätte ausgewählt werden dürfen (siehe Medienschau vom Montag). Marlen Hobrack, die auch als freie Autorin für Monopol schreibt, wählt in der "Berliner Zeitung" einen anderen Ansatz. Dort erklärt sie, warum sie den Offenen Brief von Kulturschaffenden, der sich gegen Mischke wandte und höchstwahrscheinlich ein Grund für den Rückzieher des Senders war, nicht unterschrieben hat. Hobrack argumentiert, dass der Journalist, dem sexistische und rassistische Äußerungen in früheren Veröffentlichungen vorgeworfen werden, für mehr als seine eigenen Verfehlungen geradestehen müsse und dass anhand seines Beispiels männliche Sexualität per se angegriffen werde. Im Rückzieher der ARD sieht sie eine Bestärkung der Seite der "Online Bullys, die ihre Machtkomplexe über das Canceln einzelner Personen ausagieren. Eben weil man der echten Täter nicht habhaft werden kann. Immerhin können Feministinnen sich nun auf die Schultern klopfen, haben sie doch einen echten Sieg verbucht: Nicht gegen Vergewaltiger oder 'Rape Culture', aber eben gegen einen Mann, der für sexuelle Abenteuer büßen muss. Man muss ja nehmen, was man kriegen kann."
Ausstellung
Schon kurz, nachdem die Rechtspopulistin Giorgia Melonis Regierung im Oktober 2022 zur italienischen Ministerpräsidentin ernannt wurde, kündigte der damalige Kulturminister Gennaro Sangiuliano eine große Ausstellung über den Futurismus an. Sie sollte den Anbruch einer rechten Kulturhegemonie markieren und "die italienische Identität wiederbeleben". Wie Italien sich mit der Anfang Dezember eröffneten Jubelschau blamiert, beschreibt Ulrike Sauer in der "NZZ". "Selten gingen einer Kunstausstellung in Italien so langanhaltende und so heftige Querelen voraus", schreibt sie. Der wissenschaftliche Beirat, der die Vorbereitungen zu der Schau begleitete, wurde abgesetzt, anstelle der geschassten Experten wurden fachfremde Nachfolger installiert. Internationale Museen zogen ihre Leihgaben zurück. Sogar das Parlament beschäftigte sich mit den Hintergründen des Zanks. "Der großen Schau wird vorgeworfen, die avantgardistische Kunstbewegung aus ihrem historischen Kontext zu reißen und sie als ein apolitisches, visionäres Phänomen darzustellen. In der Tat wird die Nähe der Futuristen zum Faschismus in Rom ausgeblendet. Stattdessen konzentriert sich die Ausstellung auf ästhetische und technologische Aspekte". Am Kurator Gabriele Simongini pralle die Kritik ab. "Ich wollte die Ausstellung nicht mit Informationen belasten, die zum Angriff auf die rechte Regierung missbraucht werden können", erklärt er gegenüber der Autorin. "Wen diese Aspekte interessieren, dem empfiehlt der Kurator die Lektüre des Katalogs. Drei Wochen nach der Ausstellungseröffnung war der Band allerdings noch nicht erschienen."
Gegen die kitschige "Schlüsselreiz"-Kunst von Jeff Koons lasse sich einiges einwenden, schreibt Stefan Trinks in der "FAZ". Nicht vorwerfen könne man dem US-Künstler jedoch, dass er sich zu wenig mit der Kunstgeschichte auseinandersetze. Und so ist Trinks auch schwer begeistert von einer Ausstellung im Museo de Bellas Artes in Granada, die Werke von Jeff Koons und Pablo Picasso zusammenführt und "mit nicht weniger als 36 anderen Werken von der Spätgotik bis zum Barock in einen philosophischen Dialog über den Begriff der Reflexion" bringt. "Es ist daher eine außergewöhnlich reflexive Schau, die enormes Entdeckungs- und Sehvergnügen bereitet, aber auch einiges an Mitdenken und Verknüpfung vom Betrachter fordert", schwärmt Trinks, ein "Parforceritt durch zwei Jahrtausende Kunstgeschichte" samt "tiefgründiger Reflexionen über Kunst, die Welt und ihre Schönheiten."
Film
Oscar-Preisträgerin Julianne Moore hatte eigenen Worten zufolge beim Dreh des Kultfilms "The Big Lebowski" ein Geheimnis vor ihren Kollegen. "Ich war mit meinem Sohn schwanger", erzählte die 64-Jährige in der "Drew Barrymore Show". Mit Blick auf eine Szene aus dem Film erklärte Moore, dass ihr an dem Tag "so schlecht" gewesen sei. Ihr Kleid sei an dem Tag "wirklich fest" gewesen und sie habe sich kaum bewegen können, schilderte die Schauspielerin. "Mir war einfach unglaublich schlecht. Und ich konnte niemandem sagen, dass ich schwanger war, weil ich nicht wollte, dass sie es wissen." Neben ihrem heute 27 Jahre alten Sohn hat Moore mit ihrem Ehemann Bart Freundlich außerdem noch eine Tochter. Für die Komödie "The Big Lebowski" (1998) stand sie mit Hauptdarsteller Jeff Bridges vor der Kamera, Regie führten Ethan und Joel Coen. Zuletzt war Moore neben Tilda Swinton in dem Drama "The Room Next Door" zu sehen.