Umgang mit Sammlungsbeständen

Ministerin fordert mehr Anstrengung bei der Suche nach Raubkunst

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen
Foto: Rolf Vennenbernd/ dpa

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen Isabel Pfeiffer-Poensgen

NS-Raubkunst und koloniale Kulturgüter - nach diesen Aspekten sollen Museen ihre Sammlungen stärker unter die Lupe nehmen. Vor allem für kleine Museen ist das eine schwierige Aufgabe

Nordrhein-Westfalens Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) hat mehr Anstrengungen bei der Suche nach geraubten Kulturgütern der Nazi-Zeit auch in kleineren Museen gefordert. "Das ist ein Thema für alle, nicht nur für die großen Häuser", sagte die Ministerin der Deutschen Presse-Agentur. "Im Grunde muss auch jedes Heimatmuseum klären, was es zwischen 1933 und 1945 bekommen hat, wo man vielleicht nicht genau weiß, wo es herkommt." Es gehe nicht nur um wertvolle Bilder, sondern auch um Hausrat, Silber oder Möbel.

Die großen Museen seien für eine systematische Aufklärung besser aufgestellt, sagte Pfeiffer-Poensgen. "Aber für die große Menge der mittleren und kleinen Museen ist es wegen der schmaleren Personalausstattung oft schon nicht einfach, überhaupt einen Antrag zu stellen." Auch müsse in vielen Kommunen noch das Bewusstsein gestärkt werden, dass auch städtische Sammlungen unter dem Aspekt der Provenienz untersucht werden müssten.

Koordinationsstelle für Provenienzforschung

Um die Erforschung der Herkunft von Objekten in Museen, Archiven und Bibliotheken besser zu vernetzen, haben die Landesregierung und die beiden Landschaftsverbände eine Koordinationsstelle für Provenienzforschung in Nordrhein-Westfalen (KPF.NRW) gegründet. Die beim Rheinischen Landesmuseum in Bonn angesiedelte Stelle soll Einrichtungen auch dabei unterstützen, in der Zeit des Nationalsozialismus entzogenes Kulturgut zu suchen und gerechte Lösungen herbeizuführen.

Die Provenienzstelle soll sich aber auch um den Umgang mit Sammlungsgut aus der Kolonialzeit kümmern. "Beim kolonialen Erbe denkt man zunächst an ethnologische Museen", sagte Pfeiffer-Poensgen. Aber es gebe natürlich in vielen anderen Sammlungen auch Gegenstände, die etwa Reisende des 19. Jahrhunderts mitgebracht und ihrem Heimatmuseum geschenkt hätten. "Das muss man untersuchen." Sie erwarte von der neuen Stelle, dass sie dazu auch Initiativen entwickele, mit denen die Museen bei dieser Arbeit unterstützt werden könnten.

Auf die Frage, ob jetzt in Museen stärker nach Objekten aus der Kolonialzeit geforscht werde als nach NS-Raubkunst, sagte Pfeiffer-Poensgen: "Das muss man ganz sauber trennen. Für uns Deutsche hat die Aufklärung von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut nach wie vor oberste Priorität. Das enthebt uns aber nicht der Verantwortung, auch das koloniale Erbe zu klären. Das darf man aber nicht gegeneinander aufwiegen."