Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) hat den Verantwortlichen der von Antisemitismus-Vorwürfen überschatteten Documenta in Kassel Fehler vorgeworfen. "Es war falsch, vorab nicht mehr Gespräche zu führen", sagte er der "Frankfurter Rundschau"(Dienstag). Wen er genau damit meinte, erläuterte er in dem Interview allerdings nicht.
Die Verantwortlichkeiten teilen sich wie folgt: Träger der Kunstausstellung ist eine gemeinnützige Gesellschaft, im Aufsichtsrat dieser gGmbH sitzen Vertreter von Land und Stadt. Aufsichtsratsvorsitzender ist der Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Christian Geselle (SPD). Die Ebene darunter bilden die Geschäftsführung und die künstlerische Leitung. Geschäftsführerin - die Position nennt sich inzwischen Generaldirektorin - ist Sabine Schormann.
Rhein sagte, er erwarte nun von den Verantwortlichen, "dass sie jeden Stein umdrehen, ob irgendwo noch etwas Problematisches ist." Man werde auch darüber nachdenken müssen, "ob die Strukturen der Documenta so bleiben können".
Ein als antisemitisch eingestuftes Kunstwerk des indonesischen Kollektivs Taring Padi war nach wenigen Tagen auf der Documenta abgebaut worden. Zuvor hatte es schon seit Monaten Antisemitismus-Vorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa aus Indonesien gegeben. Nun sollen alle weiteren Werke mithilfe externer Experten auf antisemitische Inhalte geprüft werden.