Bilder von Miron Zownir

"Die DNA Berlins"

Wo andere wegsahen, blieb Fotograf Miron Zownir stehen. Entstanden sind dabei unter anderem Schwarz-Weiß-Aufnahmen der Berliner Subkultur vor der Wende. Die Tresor Foundation zeigt nun seine Motive - und die Essenz einer Stadt

Ein Mann tanzt mit einem zerzausten Pony. Ein anderer liegt auf dem Gehsteig und küsst einem Hund die Schnauze. Eine blasse, stark geschminkte junge Frau schaut in der Toilettenkabine nach oben, wo der Fotograf sie in den Fokus genommen hat. Wenn es auf Miron Zownirs Bildern Tageslicht gibt, dann scheint es immer das Leuchten nach einer durchfeierten Nacht zu sein.

Miron Zownirs Schwarz-Weiß-Fotos zeigen das West-Berlin der 1970er- und 80er-Jahre, in denen auf nackter Haut Leder und Nieten getragen wurden, wenn überhaupt. Er hat den Blick für den richtigen Moment, und er hat die Skills in der Dunkelkammer, ihre Intensität mit starken Kontrasten noch zu steigern. Wenn seine Bilder jetzt im großen Format am Tresor, dem sogenannten MegaFence vor dem Kraftwerk Berlin zu sehen sind, kommen sie an ihren Ursprungsort zurück – wenn auch nicht streng geografisch, so doch im übertragenden Sinne, denn dieser Ort heißt Nachtleben, Brache, Zwischenraum. Dämmerzustand, Freiheit, Intimität.

Zownir begann 1975 in Berlin mit der Fotografie, von dort aus hat er die Ärmsten, die Kaputtesten, die Betrunkensten und die in Handschellen in Städten wie New York, Kiew oder Istanbul fotografiert. Seine Karriere als Fotograf begann er 1975 in Berlin, "die DNA Berlins vor der Wende bis heute sind in seine Arbeiten eingekerbt", heißt es in der Pressemitteilung seines Galeristen Bene Taschen. Der Ausstellungsort ist genial gewählt, ein Besuch auch bei Tag zu empfehlen.