Mischa Kuball beschreibt seine Begegnung mit Kunst als zweite Geburt, eine Verwandlung zu einem Leben, das sich der kreativen Reflexion widmet. Diese Transformation beginnt in seiner Jugend in Düsseldorf, einer Stadt, die damals durch Joseph Beuys' Konzepte von Kunst und Gesellschaft geprägt ist. Die Begegnung mit dem Künstler inspiriert Kuball dazu, den urbanen Raum als Arena politischer und sozialer Interventionen - als Agora des Austauschs und der Debatte - zu begreifen.
Während aktuell der öffentliche Raum zunehmend von Kommerzialisierung und Kontrolle geprägt ist, bietet aus Sicht von Kuball gerade die Kunst Möglichkeiten, ihn wieder als gemeinschaftlichen und offenen Ort zu gestalten. Künstlerische Gesten und Interventionen vermögen es, den urbanen Raum neu zu definieren und ihn aus seinen kommerziellen und überwachungsorientierten Kontexten zu befreien.
Deshalb ist ihm seine Professur für Public Art an der Kunsthochschule für Medien in Köln wichtig. Kuball begreift sich dort als Assistent seiner Studierenden, die zurzeit aus 26 Ländern kommen und ganz unterschiedliche Sprachen und kulturelle Räume repräsentieren. Als Lehrender will er den Studierenden helfen, eine künstlerische Sprache für Meinung und Protest zu finden, die gleichzeitig die Vielstimmigkeit der Perspektiven und Argumente zulässt – besonders herausfordernd etwa nach dem Angriff der Hamas auf Israel und dem "dröhnenden Schweigen" der intellektuellen Stimmen.
Produktive Zusammenarbeit von Kunst und Wirtschaft
In diesem Kontext hat auch Kuballs Projekt "Missing link_" in Düsseldorf, bei dem er eine ehemalige Synagoge wieder sichtbar machte, eine besondere Bedeutung. Das Werk – ein Denkzeichen, kein Mahnmal – schafft durch Licht, Transparenz und digitale Technologien ein Feld der Aufmerksamkeit. Ohne museale Erstarrung, so Kuball, werde die Installation zu einem Raum für Dialog und Reflexion.
Und weil die Kunst ein Motor für eine offene, demokratische Gesellschaft ist, kann Kuball nicht verstehen, warum die Mittel für Kunst und Kultur von radikalen Kürzungen betroffen sind. Der Staat, so Kuball, gebe heute sein Commitment für eine lebenswerten Gesellschaft auf und ziehe sich zunehmend von seinem Bildungsauftrag zurück. Umso wichtiger wären vor diesem Hintergrund auch andere Kooperationen, zum Beispiel mit der Wirtschaft. Kuball plädiert für eine produktive Zusammenarbeit, die jedoch klar definierte ethische Grenzen respektiert, damit die Kunst das vermag, wofür er sie liebt: Raum für kreative Reflexion und Diskussion zu öffnen.
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