Mit wem schlafen Sie, Airen?


„Das Buddha-Tuch habe ich von einem sechswöchigen Indientrip mitgebracht. Mit einem Kumpel klapperte ich damals kurz nach dem Abi die üblichen Stationen ab: Delhi, Agra, Pushkar, Mumbai. Aber unser eigentliches Ziel war Anjuna Beach, Goa. Palmen, Hitze, LSD und Psychedelic Trance. Da blieben wir die letzten vier Wochen. Irgendwo war immer eine Party angesagt, oder wir chillten auf der Hängematte. Berühmt ist Anjuna aber nicht nur für seine Vollmondpartys am Strand, sondern auch für seinen Mittwochsmarkt, einen großen Flohmarkt unter Palmen. Dort kann man jeglichen Krempel kaufen, der von einem Indienurlaub mitgebracht werden muss. Irgendwann schauten wir dort vorbei, bei brütender Hitze, die Luft stand, man war mittags schon total bekifft. Stände, Läden, geschäftige Inder und Hippies sämtlicher Altersgruppen. Der Shop, in dem ich das Buddha-Tuch kaufte, bestand aus einer langen Leine, die zwischen vier Palmen zu einem offenen U gespannt war. An der Leine hingen Tücher in allen Farben, türkise Elefantengötter, rotbraune Affenkönige, funkelnde Oms. Aber schon von Weitem leuchtete mir dieser tiefblaue Buddha entgegen. Ich war sofort gefangen von der Ruhe und der Energie, die gleichzeitig von ihm ausgehen. Das Standbild einer Acid-gekickten Explosion. Seitdem habe ich das Tuch bei jedem Umzug mitgenommen. Es hat seinen festen Platz über meinem Bett. Wenn ich morgens zu diesem Tuch aufsehe, weht ein leichter Windhauch aus Anjuna durchs Zimmer. Om.“

Der Blogger und Schriftsteller Airen lebt in Berlin. Zuletzt erschien sein Roman „I Am Airen Man“ (Blumenbar-Verlag)