Moderne-Update: Leichtigkeit und Enthusiasmus in Wolfsburg

Das Kunstmuseum Wolfsburg, eröffnet 1994, war die spektakulärste deutsche Museumsgründung der 90er-Jahre. Die Jubiläumsausstellung mit der seitdem zusammengetragenen Sammlung lässt zurzeit in der großen Halle das „Champagnerprogramm“ (so damals der „taz“-Kritiker Harald Fricke) der ersten Jahre Revue passieren. Gründungsdirektor Gijs van Tuyl kaufte früh Damien Hirst und Elisabeth Peyton, Neo Rauch, Sarah Morris und Tobias Rehberger – und was damals vielleicht zu marktaffin erschien, ergibt heute ein erstaunlich scharfes Porträt einer Kunstgeneration.


Gijs van Tuyls Nachfolger Markus Brüderlin hat in seinem Ausstellungs- programm allerdings bislang deutlich weniger Gespür für den Zeitgeist erwiesen. Jetzt soll die kleine Schau „Leichtigkeit und Enthusiasmus“ den Weg für eine mögliche Weiterentwicklung suchen. Die Auseinandersetzung der jüngeren Kunst mit der Moderne ist Thema, womit die Kuratorinnen Annelie Lütgens und Esther Barbara Kirschner auf einen Trend aufspringen, den die Großausstellungen der vergangenen Jahre von der Documenta 12 bis zur 5. Berlin-Biennale vorgegeben haben. Allerdings zeigt sich hier im kleinen Kontext, was auch im großen längst offensichtlich wird: Das Moderne-Zitieren allein ist nicht abendfüllend.
Wenn Friederike Feldmann beispielsweise historische Informel-Bilder zu Konzeptmalerei verarbeitet, indem sie akribisch um deren gestische Pinselstriche herummalt, produziert sie eine Fußnote von begrenzter Relevanz. Spannender sind da schon Marcel van Eeden, der in seinen – neuerdings in Öl gemalten – Storyboards kunstpolitische Diskussionen aus den 50er- und 60er-Jahren verfolgt, oder Tatiana Trouvé mit ihren fragilen, originellen Skulpturen.


Als Virtuose der Bilder erweist sich allerdings wieder Julian Rosefeldt mit seiner Installation „The Shift“. Immer derselbe Wächter geht auf mehreren Bildschirmen zu Science-Fiction-Sound durch menschenleere Fabrikhallen, Lagerräume, Tunnel, Kommandozentralen und spielt schließlich ein überaus apartes Waldhornquartett mit sich selbst. Auch hier schwingen vergangene Utopien mit – aber gleichzeitig spürt man neues Leben in dem Raumschiff Kunst.

 

 

Kunstmuseum Wolfsburg, bis 25. Oktober