Monopol-Podcast

Die Antike war niemals weiß

Bei Ausgrabungen und Untersuchungen zeigt sich immer wieder: Die Skulpturen und Bauwerke der Antike waren eigentlich farbig bemalt. Trotzdem setzt sich das Bild der weißen Kunst bis heute durch. Warum?

Die griechische und römische Antike wird oft automatisch mit der Farbe Weiß assoziiert. Eine Vorstellung, die auch durch die italienische Renaissance geprägt ist. Um sich gegen das vermeintlich unaufgeklärte Mittelalter abzugrenzen, bezogen sich Gelehrte und Künstler auf die Antike. In deren Politik und Menschenbild sahen sie ein Vorbild für ihre eigene Gesellschaft. Teil davon sind auch Skulpturen. Ihr marmornes Weiß verkörperte für Leonardo DaVinci und Michelangelo das Reine, Edle und Erhabene.  Damit stellten sie sich auch gegen das Dogma der christlichen Kirche, deren Heiligenfiguren oft sehr bunt und reich verziert waren. Außerdem diente ihnen die Farbe Weiß als Form der Abgrenzung gegenüber anderen — meist nicht europäischen — Kulturen.

Bis heute hält sich diese Vorstellung, dabei zeigen Ausgrabungen und Untersuchungen, dass die griechische und römische Antike auch bunt war. "Es sind unendlich viele Farben erhalten", sagt der Archäologe Vinzenz Brinkmann. Er erforscht und rekonstruiert gemeinsam mit einem Team griechische und römische Skulpturen. Dafür verwenden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Teil die Originalpigmente. Und auch der Künstler Jeff Koons beschäftigt sich in seinem Projekt "Apollo" auf der griechischen Insel Hydra gerade mit den Verbindungen zwischen buntem Pop und der Kunstgeschichte.

Warum wir trotzdem bis heute an den Mythos der "weißen Antike" glauben und wie diese Vorstellung politisch genutzt wurde, erklärt die neue Folge von "Kunst und Leben", dem Podcast von Monopol mit Detektor.FM. Dafür spricht Moderatorin Sara Steinert mit Vinzenz Brinkmann vom Liebieghaus in Frankfurt am Main. Gemeinsam mit seinem Team hat er die Wanderausstellung "Bunte Götter — Die Farben der Antike" erarbeitet. Dort werden weiße Skulpturen neben den farbigen Rekonstruktionen präsentiert. Aktuell wird die Ausstellung im Metropolitan Museum of Art in New York gezeigt.

"Kunst und Leben" ist ein Kunst- und Kulturpodcast von Monopol in Kooperation mit Detektor FM. Monopol-Redakteurinnen und Redakteure sprechen zweimal im Monat über alles, was die Kunstwelt bewegt, schauen hinter die Kulissen, lassen Künstlerinnen und Künstler zu Wort kommen und erfahren Exklusives zu ihren Arbeiten und Perspektiven.

Die aktuelle Folge des Monopol-Podcasts können Sie hier hören. Dazu bitte die Inhalte aktivieren: