Corona-Krise

Städtische Galerie Rosenheim beherbergt Klassenzimmer

Bundesbildungsministerin Anja Karliczek hat vorgeschlagen, Schulunterricht wegen Corona auch in die geschlossenen Museen zu verlegen. Ein erstes Ausstellungshaus hat sich jetzt tatsächlich in ein Klassenzimmer verwandelt

Mit Masken, Lüften und Abstandregeln versuchen die Schulen auch bei hohen Infektionszahlen ihren Betrieb aufrechtzuerhalten. Nicht immer mit Erfolg. Rund 3000 Schulen in Deutschland unterrichten nach Medienberichten wegen Corona derzeit nicht mehr im Regelbetrieb. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) brachte deshalb in dieser Woche weitere Vorschläge im Kampf gegen das Virus ins Gespräch. So könnten Schulen zum Beispiel auf andere Räume wie etwa Pfarrzentren ausweichen, um mehr Abstand zu erreichen, schlug sie vor. Ein entsprechendes Angebot sei kürzlich auch aus dem Museumsbereich gekommen. "Natürlich sind solche Räume nicht immer für Unterricht geeignet. Hier ist insgesamt viel Kreativität und auch Toleranz von allen Seiten gefragt."

Vielleicht bezog sie sich hier auf eine Einladung, die Christina Végh, die Direktorin der Kunsthalle Bielefeld Anfang des Montats bei Monopol und in in der "Süddeutschen Zeitung" ausgesprochen hatte: "Ich würde den Schulen gerne zurufen dürfen: Wir sind da! Kommt in unsere Vermittlungsprogramme. Oder - wenn euch damit gedient ist - haltet euren Unterricht bei uns ab!"

Auch der Landschaftsverband Westfalen-Lippe als einer der größten Träger von Museen in Deutschland bietet Schulen in der Pandemie Unterrichtsräume an. Schulklassen könnten vorübergehend in Museen ausweichen, um mehr Platz und Abstand zu gewinnen, sagte LWL-Kulturdezernentin Barbara Rüschoff-Parzinger am Mittwoch laut Mitteilung. "Unsere Museen sind derzeit geschlossen, wir sind offen für Neues." Es seien große Räume mit ausreichender Lüftung vorhanden. Geeignete Räumlichkeiten hätten LWL-Museen etwa in Dortmund, Bochum, Münster, Herne, Minden in Bocholt oder Hattingen.

"Kulturelle Bildung hört nie auf"

In Rosenheim ist man indes schon einen Schritt weiter. Seit Montag wird in der oberbayerischen Stadt der Abschlussjahrgang eines benachbarten Gymnasiums zwischen den Skulpturen und Bildern auf das Abitur 2021 vorbereitet. Die Schülerinnen und Schüler genießen nach Angaben des Ausstellungshauses das neue Ambiente. "Wir finden, kulturelle Bildung hört nie auf! Und wir können mit unserem Haus helfen, den Schülerinnen und Schülern weiterhin den Präsenzunterricht zu ermöglichen", sagt die Galerieleiterin Monika Hauser-Mair.

Im "Deutschlandfunk" sprachen sich am gestrigen Donnerstag mehrere Kulturmanager und -managerinnen für dieses Konzept aus. So sagte Amelie Deuflhard, Direktorin von Kampnagel in Hamburg, dass in der Verbindung von Schule und Kunst auch jenseits von räumlichen Kapazitäten große Chancen für beide Seiten lägen. Durch regelmäßigen Kontakt von Schulkindern zu Künstlerinnen und Künstlern, zum Beispiel durch Workshops, entstehe eine Bindung zwischen Schulen und Kunstorten, wie es sie noch nie gegeben habe. Der Präsident des deutschen Bühnenvereins Ulrich Khuon gab zu bedenken, dass in vielen Theatern der Probebetrieb weitergehe und es nicht unbedingt freie Räume gebe. Außerdem befürchtete er bürokratische Hindernisse für die Umnutzung, sodass eine Umsetzung zu lange dauern könne.