EU-Wahl

Sterne gesehen

Abendstimmung am Europawahl-Sonntag in München
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Abendstimmung am Europawahl-Sonntag in München

Für die Europawahl haben sich in Deutschland diesmal so viele Menschen interessiert wie seit 20 Jahren nicht mehr. Der Wahlkampf war auch ein Kampf der Bilder

In den vergangenen Wochen gab es kaum noch sternenfreie Zonen: das Europa-Logo auf Klamotten, auf Postern, auf die Haut tätowiert und in Künstleraugen leuchtend. Dazu ein rhetorischer Superlativ-Reigen. "Schicksalswahl", "Klimawahl", "Wahlurnen for Future".  

Die Europawahl wurde im Vorfeld als Event gebranded, das mit grauer Bürokratie in Brüssel und Straßburg kaum noch etwas zu tun hatte. Und eine gewisse Dringlichkeit scheint angekommen zu sein: am gestrigen Sonntag sind rund 61,5 Prozent der deutschen Wahlberechtigten wählen gegangen - ein Anstieg von rund 13 Prozent gegenüber 2014.

Wie viel Anteil daran die sternenglitzernden Pro-Europa-Kampagnen der Kulturszene hatten, lässt sich nicht sagen. Aber der Wahlkampf war ein Kampf der Bilder. Demonstrierende Schüler auf den Straßen, die FPÖ-Ibiza-Dekadenz auf Video, ein Youtuber, der die Parteien aufgeschreckt hat. Die politische Meinungsbildung hatte maßgeblich mit medialen Inszenierungen zu tun.

Nun müssen sich die großen Slogans von Gemeinschaft und Zukunft wieder dem politischen Alltag stellen. Und die europaweiten Gewinne für die Rechtspopulisten erinnern auch daran, dass zur Europawahl gehen nicht unbedingt ein Ja zur EU bedeutet.