Nach mehreren Einbrüchen

Experte fordert Umdenken bei Sicherheit in Museen

Polizisten verlassen am Montagmorgen das Residenzschloss in Dresden. Nach dem Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe geht die Spurensuche der Polizei am Tatort weiter
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Polizisten verlassen am Montagmorgen das Residenzschloss in Dresden. Nach dem Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe geht die Spurensuche der Polizei am Tatort weiter

In Berlin, Trier und Dresden sind Kriminelle in Museen eingebrochen und haben zum Teil reiche Beute gemacht. Ein Wissenschaftler sieht Defizite und mahnt

Nach dem Diebstahl historischer Schmuckstücke aus dem Dresdner Grünen Gewölbe fordert der Kriminalwissenschaftler Daniel Zerbin Verbesserungen beim Schutz von Kunstschätzen. Ein Umdenken sei "zwingend notwendig". Der aktuelle Fall zeige die Schwächen der deutschen Sicherheitsarchitektur, vor allem hinsichtlich der Einbindung privater Firmen.

Wachleute in Museen würden oft als Mitarbeiter zweiter Klasse angesehen und schlecht bezahlt, es gebe eine hohe Fluktuation. Im Dresdner Fall seien sie scheinbar überfordert oder in ihrem Handeln eingeschränkt gewesen. Während Geldtransporte mit Schusswaffen abgesichert würden, sollten Wachleute in Museen ohne solche und ohne entsprechende Ausbildung auskommen, moniert der Professor. Dabei sei in den Kriminalwissenschaften bekannt, "dass sich Täter schon durch geringe Störungen häufig von der Tat abbringen lassen".

Einbrecher hatten vor einer Woche in Dresden elf prominente Schmuckstücke, Teile von zwei weiteren Objekten und eine Gruppe von Rockknöpfen mit Brillanten und Diamanten aus der kostbaren Sammlung gestohlen. Die Ermittler sind sicher, dass vier Täter an dem Juwelendiebstahl beteiligt waren. Auch in Trier hat es Anfang Oktober einen Einbruch ins Landesmuseum gegeben. Die Täter versuchten, Teile des Goldschatzes im Münzkabinett zu stehlen, scheiterten jedoch und flüchteten ohne Beute. 

"Mental noch in den 80er-Jahren"

Generell sieht Zerbin "eine gewisse Naivität" in Fragen der Sicherheit bei den Museumsleitungen: "Sie sind mental noch in 1980er Jahren." Sicherheit werde noch immer als Einschränkung von Freiheit verstanden, "aber wenn die Kunst nicht da ist, habe ich auch nicht die Freiheit, sie anzuschauen." Die Zeiten aber hätten sich geändert und die Schwerstkriminalität zugenommen, wie auch der Diebstahl der "Big Maple Leaf"-Goldmünze aus dem Bode-Museum in Berlin 2017 zeige.

"Wir haben es mit einer ganz anderen Art Gewaltbereitschaft zu tun", sagte Zerbin. Und die mediale Aufmerksamkeit in solchen Fällen sei Werbung für Nachahmungstaten. Museumsleitungen müssen sich daher stärker ihrer Verantwortung für die Sicherheit bewusst werden und diese nicht nur vom Geld abhängig machen. "Exzellente Kunst braucht exzellente Sicherheitskonzepte und auch Sicherheitspersonal mit hohen Einsatzwerten."

Erst gestern wurde bekannt, dass auch ins Stasimuseum in Berlin-Lichterfelde eingebrochen wurde. Dabei wurden Orden und Schmuck entwendet.