Eigentlich ist David Chipperfield ja für seinen eleganten Minimalismus bekannt. Klare Formen, cleane Flächen aus hochwertigen Materialien. Zur Zeit ist sein neuestes Berliner Markenzeichen jedoch alles andere als schlicht. Auf der Fassade der neu eröffneten James-Simon-Galerie leuchten nach Einbruch der Dunkelheit die Gesichter von Stars der Kunsgeschichte: Andy Warhols "Marilyn", Manets Dame im Wintergarten oder Botticellis holde Naturgötter. Durch die Projektionen kommen die Schätze der Staatlichen Museen zu Berlin aus ihren Depots und Ausstellungssälen ins Freie.
Die Lichtshow, designt vom Sheikh Abdullah Al Salem Cultural Centre (ASCC) aus Kuwait, ist Teil des 15. Berliner "Festival of Lights", bei dem sich noch bis zum 20. Oktober die länger werdenden Nächte ein wenig erhellen. Neben den klassischen Wahrzeichen wie dem Fernsehturm und dem Brandenburger Tor sind auch Kulturorte wie das Bodemuseum, das Humbold Forum und das Naturkundemuseum von Anbruch der Dunkelheit bis Mitternacht von Lichtkünstlern bespielt.
Ein Schlaglicht auf Veränderung
Da gleichzeitig auch noch das Lichtevent "Berlin leuchtet" stattfindet, kann man sich vor lauter spektakulären Illuminationen im öffentlichen Raum fast gar nicht retten. Für manche Menschen ist das Lichtfestival eine willkommene Gelegenheit für abendliche Stadtspaziergänge. Für weniger Begeisterte sind die Projektionen ein sicheres Zeichen dafür, welche totbesuchten Touri-Orte man unbedingt meiden sollte.
In diesem Jahr ist auch das "LSD"-Sexkaufhaus in der Potsdamer Straße in Schöneberg mit im Programm und leuchtet mit Naturprojektionen. Das Grundstück ist inzwischen an einen Investor verkauft und könnte bald abgerissen werden. Die bunten Bilder sind also buchstäblich ein Schlaglicht auf die Veränderungen im Kiez. Diesmal wirft die Gentrifizierung nicht ihre Schatten, sondern auch ihre Lichter voraus.