Zukunft der Weserburg ist offen

Neubau oder alte Speicher?

 Bremen (dpa) – Wie ein UFO wirkt der für Bremens Hafenquartier entworfene Museumsneubau: eine kreisrunde Betonschüssel auf einem Glassockel. Carsten Ahrens, Direktor der Weserburg, rollt die Pläne des Berliner Architekturbüros von Arno Brandlhuber auf. «Jetzt befinden wir uns in einer alten Manufaktur, wo Kaffee geröstet wurde. Mit einem von vornherein als Museum geplanten Neubau wären wir natürlich viel flexibler, gerade bei der Installation großformatiger Kunstobjekte», beschreibt er die Vorteile eines Umzugs.

   Mit einem Neubau in der Bremer Überseestadt befände sich die Weserburg in direkter Nachbarschaft zu Prestigebauten der Architekten Hadi Teherani und Helmut Jahn. Dafür müsste das Museum für moderne Kunst aber seinen zentralen Standort in einer ehemaligen Kaffeefabrik auf der Weserhalbinsel mitten in der Innenstadt aufgeben. Zudem ist unklar, wie die Pläne Brandlhubers zu finanzieren wären.

   Das Raumklima in den alten Speicherhäusern sei nicht optimal für Kunst, gibt Ahrens zu bedenken. «Wir müssen die internationalen Sicherheitsstandards erfüllen, sonst ist es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass wir von den Sammlern auf absehbare Zeit keine Leihwerke mehr bekommen werden.»

Neubau-Debatte irritiert benachbarte Kunstinstitutionen

   Als erstes Sammlermuseum Europas ist die Weserburg 1991 an den Start gegangen. Seitdem sind dort in ständigem Wechsel etwa 300 Werke von Künstlern wie Richard Long, Rebecca Horn oder Banksy zu sehen. Privatsammler verleihen diese Werke, das Museum stellt sie aus. Mit knapp 1,1 Millionen Euro pro Jahr unterstützt die Stadt Bremen das Museum, ein Mäzen finanziert es noch bis Ende dieses Jahres mit einer großzügigen Spende.

   Das Museum selber hat nicht viel Geld. Nach dem umstrittenen Gemäldeverkauf, darunter Gerhard Richters «Matrosen», befinden sich bis zu 6,4 Millionen Euro für eine bauliche Veränderung in der Kasse. «Diese Summe muss ausreichen für eine Modernisierung, kann aber nicht ausreichen für einen Neubau», sagt Klaus Sondergeld vom Stiftungsrat. Ein neues Gebäude ist nach Angaben von Ahrens nur mit dem Verkauf des jetzigen Gebäudes zu finanzieren: «Wir können es uns nicht leisten, uns mit dieser Maßnahme zu verschulden, weil wir dann tot sind.»

   Die Neubau-Debatte irritiert die benachbarten Kunstinstitutionen. Die Gesellschaft für Aktuelle Kunst GAK hält am gemeinsamen Standort auf der Weserhalbinsel fest. Auch das Studienzentrum für Künstlerpublikationen, derzeit noch Teil der Weserburg, bangt um seine Zukunft. Im Neubau ist es nach Angaben von Leiterin Anne Thurmann-Jajes nicht mehr eingeplant. Aus Kostengründen habe das Zentrum schon jetzt einige Ausstellungspläne auf Eis legen müssen.

Zunächst will die Weserburg einen strengen Sparkurs fahren. «Wir werden die Ausstellungsfläche um ein Drittel verkleinern, um Betriebskosten und Personal zu sparen», sagt Ahrens. Gleichzeitig will er sein Haus attraktiver für Leihgeber, deren Versicherungen und vor allem für Besucher machen. So soll die Ausstellung «Kaboom. Comic in der Kunst» im Sommer Besucher jeden Alters anziehen.