Berlin

Neues Gutachten stellt Einheitsdenkmal wieder in Frage

Foto: Milla & Partner/dpa
Foto: Milla & Partner/dpa
Die Computergrafik zeigt das geplante Freiheits- und Einheitsdenkmal, die sogenannte "Einheitswippe"

Der Streit um das Einheitsdenkmal in Berlin dauert bald so lange wie einst der um die Errichtung des Holocaust-Mahnmals. Ein neues Gutachten eines Berliner Denkmalschützers wendet sich nun dagegen. Der Bund und die Designer widersprechen vehement.

Der von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) gewünschte baldige Baubeginn für das Einheitsdenkmal vor dem Berliner Stadtschloss wird durch ein neues Gutachten wieder in Frage gestellt. Das Landesdenkmalamt erhebe darin gegen den Bau «aus fachlicher Sicht der Denkmalpflege erhebliche grundsätzliche Bedenken», berichteten die "Berliner Zeitung2 und der "Berliner Kurier" (Samstag).

Grütters' Sprecher Hagen Philipp Wolf und einer der beiden Designer des Denkmals, Johannes Milla, widersprachen am Sonntag den Argumenten des Gutachters. "Der Bund geht weiter davon aus, dass die bestehende Baugenehmigung verlängert wird", erklärte Wolf. Milla warf dem Gutachter eine längst bekannte Parteilichkeit gegen das Einheitsdenkmal vor. Er wiederhole bereits entkräftete Argumente.

Das neue Gutachten sei notwendig geworden, weil die 2015 erteilte Baugenehmigung am 9. Oktober auslaufe, hieß es. Um dieses Denkmal, das an die friedliche Wende in der DDR und die Deutsche Einheit erinnern soll, wird seit 20 Jahren gestritten. 

Die Bedenken richten sich vor allem gegen die von den Designern Milla & Partner geplante Bauweise, sieben Betonpfeiler von 1,50 Meter Dicke in den sandigen Spreeufergrund zu treiben, um der begehbaren riesigen Wippe Standfestigkeit zu verleihen. Das Denkmal sei "eine wackelige Schale auf schwabbeligem Grund", so das Gutachten.

Zudem werden Schäden an dem denkmalgeschützten Sockel des früheren Kaiser-Wilhelm-Denkmals, auf dem die Wippe stehen soll, und dem darunter liegenden Gewölbe befürchtet. Ferner befürwortet der Denkmalschützer die Rückkehr der geborgenen, gut erhaltenen Mosaike des Sockels. Das historische Gewölbe unter dem Sockel sei mit fünf Millionen Euro instandgesetzt worden, betonen die Gutachter.

Dazu sagte Grütters-Sprecher Wolf der Deutschen Presse-Agentur: "Weder hat sich der Berliner Baugrund seit der ersten Erteilung der Genehmigung geändert noch der Umgang mit den Mosaiken." Wolf wies zudem darauf hin, dass es zum Ausbau und zur Sicherung der Mosaike "eine verbindliche Vereinbarung mit der Senatsbaudirektorin" gegeben habe.

Designer Milla sagte der dpa, der sumpfige Baugrund in Berliner Spreenähe sei seit Hunderten von Jahren bekannt. Deshalb würden für den festen Stand der Wippe sieben dicke, 40 Meter lange Betonpfähle in den Grund getrieben. Das sei alles von Statikern geprüft worden, und deshalb sei 2015 die Baugenehmigung erteilt worden. Der Gutachter für die Berliner Denkmalbehörde sei seit langem als Gegner des Einheitsdenkmals an dem Standort bekannt.

Milla wies zudem darauf hin, dass die historischen Mosaiken auf Wunsch von Grütters entfernt worden. Dazu habe es eine schriftliche Vereinbarung zwischen den Berliner Behörden und ihrem Haus gegeben. 

Der Gutachter führt ins Feld, für die erste Baugenehmigung 2015 seien die damals schon bestehenden Bedenken wegen "eines übergeordneten öffentlichen Interesses" - gemeint ist der Bundestagsbeschluss zur Errichtung des Einheitsdenkmals - zurückgestellt worden. Nun seien die Bedenken aber größer geworden. 

Das Fazit laute eindeutig: "Die Eingriffe und der damit verbundene Verlust an Denkmalsubstanz und Denkmalqualität" stehen einer "denkmalschutzrechtlichen Genehmigung entgegen".