Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Basel, Düsseldorf, Ludwigshafen, München, Münster und Remagen

Performance zu Agnes in Martin in Berlin
In den Berliner Uferstudios findet von Sonntag bis Mittwoch eine Performance der finnischen Tänzerin und Choreografin Milla Koistinen statt, die vom minimalistisch-abstrakten Werk der kanadisch-US-amerikanischen Künstlerin Agnes Martin inspiriert ist. Martin starb 2004, doch erst in den vergangenen zwei Jahren wurde sie mit großen Einzelausstellungen in den USA und Europa geehrt. Bekannt sind vor allem ihre zarten Streifen- und Gitterbilder: Auf einem festgelegten quadratischen Bildformat zog die Malerin mit Blei- oder Buntstift Gitter aus vertikalen oder horizontalen Linien, ab 1974 waren sie nur noch waagerecht. "Meine Bilder", schrieb sie einmal, "haben weder Gegenstand noch Raum noch Linien oder etwas anderes – keine Formen. Sie sind Licht, Lichtheit, sie handeln vom Verschmelzen, von Formlosigkeit, vom Auflösen der Form." Milla Koistinens Peformance "On a Clear Day" (Der Titel bezieht sich auf einen gleichnamigen minimalistischen Siebdruckzyklus von Martin) greift das hypnotische Unendlichkeitsgefühl von Martins Bildern auf und übersetzt deren zwischen Symmetrie und Assymmetrie changierende Ordnung in Bewegung.
"Milla Koistinen: On a Clear Day", Uferstudios, Berlin, 28. bis 31, Mai, je 19 Uhr

Wolfgang Tillmans in Riehen bei Basel
Eine Fensterbank wie mitten aus dem Leben: nicht sonderlich aufgeräumt, mit Gummibaum und Kaktus, ein Feuerzeug steht im Staub. Am Rand liegt eine Schachtel, "Nite Queen" steht darauf, und das ist auch der Titel des Fotos von Wolfgang Tillmans, der mit seiner ganz eigenen Bildsprache in Museen in aller Welt Furore macht. 200 fotografischn Arbeiten des deutschen Fotografen und eine audiovisuelle Installation sind ab Sonntag (28. Mai) in der Fondation Beyeler bei Basel in der Schweiz zu sehen. Ein anderes Foto zeigt einen jungen Mann an Bord eines Schiffs. Wie ein Schnappschuss kommt es daher, eine Momentaufnahme, von hinten, eigentlich nichts besonderes. Der Mann telefoniert. Aber daneben sind die Beine einer anderen Person zu sehen, nur schemenhaft, wie die eines Geistes. Tillmans schafft es, dass der Betrachter verharrt. Nicht die Fotografie im klassischen Sinn stehe im Vordergrund der Ausstellung, sondern das Schaffen einer neuen Bildsprache, schreibt die Fondation Beyeler. "Eine Bildsprache, in der das Sehen als solches und damit auch die Wahrnehmung der Welt zum Thema werden." Bei der Ausstellung hängen die Fotografien in loser Anordnung auf der Wand. Tillmans wolle damit auch visuelle Beziehungen zwischen den Bildern herstellen, so das Museum. Tillmans stammt aus Remscheid. Er studierte und lebte zunächst in Großbritannien, dann in Berlin. Bis zum 11. Juni läuft auch in der Tate Modern in London noch eine Tillmans-Ausstellung. (dpa)
Wolfgang Tillmans, Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, 28. Mai bis 1. Oktober

Virtuelle Kunstausstellung in Düsseldorf
Eine Kunstausstellung im rein virtuellen Raum - auf dieses Experiment lässt sich das NRW-Forum in Düsseldorf in den kommenden Wochen ein. Von Donnerstag bis zum 30. Juli können Besucher im Obergeschoss des Hauses mit Datenbrillen und Fernbedienung in digitale Kunstwelten eintauchen. Für die Ausstellung "Unreal" haben fünf internationale Künstlerteams am Computer surreale Kunstwelten erschaffen, die der Besucher über einen virtuellen Museumsanbau betreten kann. Entwickelt wurden die Kunstwelten von Akihiko Taniguchi, Giulia Bowinkel & Friedemann Banz, Manuel Roßner, Tabita Rezaire und Theo Triantafyllidis. Der Netzkünstler und Programmierer Roßner hat auch den virtuellen Museumsanbau entworfen. (dpa)
"Unreal", NRW-Forum, Düsseldorf, bis 30. Juli

Ausstellung zum Unbewussten in der Kunst in Ludwigshafen
Werke des österreichischen Grafikers Alfred Kubin (1877-1959) werden von Mittwoch an im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum gezeigt. Die Schau beschäftigt sich nach Angaben der Organisatoren "mit der anderen Seite unseres Bewusstseins" und stellt dem surrealistischen Künstler "herausragende Positionen der zeitgenössischen Kunst gegenüber". So werden in dem Museum Arbeiten von Thomas Feuerstein, Dorota Jurczak, Henrique Oliveira, Hans Op de Beeck, Daniel Roth, Markus Schinwald, Chiharu Shiota und Stéphane Thidet zu sehen sein. (dpa)
"Die andere Seite – Erzählungen des Unbewussten", Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen, bis 13. August

Kerstin Brätsch in München
Die digitale Revolution frisst Bilder. Doch Kerstin Brätsch bringt die Materialität von Bildträger und Farbe gegen die Oberflächlichkeit digitaler Bilder in Stellung. Mit rund 60 großformatigen Malereien auf Papier, Polyesterfolie und in Marmoriertechnik feiert das Münchener Museum Brandhorst eine Malerin, deren Werk von konzeptueller Analyse der Gattung und großer Hingabe an malerische Prozesse bestimmt ist. Dazu geben 40 handgefertigten Glasarbeiten, Videos und Diaprojektionen sowie mehrere raumbezogene Eingriffe einen umfassenden Einblick in Brätschs malerische Praxis von 2006 bis heute.
"Kerstin Brätsch: Innovation", Museum Brandhorst, München, bis 17. September

Wu Tsang in Münster
Botschaften aus einer widersprüchlichen Gegenwart: Die 1982 in Massachusetts geborene Wu Tsang setzt sich mit dem Hier und Jetzt auseinander, ohne die Narrative der Vergangenheit aus den Augen zu verlieren. Wie ihr Film "Wildness" (2012) über einen schließungsbedrohten Transgender-Club in Los Angeles sind die neueren Werke der Künstlerin biografisch durchdrungen vom Wechselspiel aus Sehen und Gesehen-Werden. Für ihre Soloschau in der Kunsthalle Münster beschäftigt sich Wu Tsang mit den Auswirkungen von Politik, Ökonomie und Kultur auf die Selbstbestimmung des Einzelnen.
Wu Tsang, Kunsthalle Münster, 27. Mai bis 1. Oktober, Eröffnung: Freitag, 26. Mai, 19.30 Uhr

Henry Moore in Remagen
Das Arp Museum Bahnhof Rolandseck in Remagen feiert sein zehnjähriges Bestehen mit einer Sonderausstellung von Werken des berühmten britischen Bildhauers Henry Moore. Gezeigt werden unter anderem acht seiner Monumentalskulpturen, "die in diesem Umfang in Deutschland noch nicht zu sehen waren", wie das Museum am Mittwoch mitteilte. Seit seinen Studententagen habe Moore (1898-1986) nach eigenen Worten den Wunsch gehabt, "Skulpturen zu schaffen, um die man herum- und durch die man durchgehen kann, in denen man beinahe wohnen könnte". Die Präsentation der bis zu neun Meter breiten und bis zu vier Meter hohen Plastiken ziehe sich vom Rhein durch den historischen Bahnhof Rolandseck bis hoch in den Neubau von US-Stararchitekt Richard Meier. Insgesamt sind nach Angaben einer Museumssprecherin 46 Werke von Moore, 30 weitere Gemälde und Skulpturen aus der Sammlung Rau für Unicef sowie 42 Werke aus der Hans-Arp-Sammlung auf drei Etagen und im Freien zu sehen. Die Sonderausstellung "Henry Moore - Vision. Creation. Obsession" illustriere auch die Entstehung von Moores bekannter Bronzeskulptur "Large Two Forms" vor dem ehemaligen Kanzleramt in Bonn mit Fotos, einem Zusammenschnitt von Nachrichten-Filmen und zwei Entwurfsmodellen. (dpa)
"Henry Moore - Vision. Creation. Obsession", Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen, 28. Mai bis 7. Januar 2018