Kunst auf Parkflächen

Macht Platz!

Parkplätze sind meist öde Unorte, die in der Stadt viel Raum wegnehmen. Die Berlinische Galerie macht ihren nun zu einem Treffpunkt für Kunst unter freiem Himmel

Parkplätze in großen Städten sind in jedem Fall ein Reizthema. Wer Auto fährt, klagt oft, es gäbe zu wenige, wer keines fährt, entdeckt viel zu viele. In Pandemie-/Home-Office-Zeiten waren viele Stellflächen in Innenstädten gespenstisch verwaist, während in Wohngebieten kein freier Zentimeter mehr zu finden war. Die Berlinische Galerie in Kreuzberg will ihren Parkplatz nun bis Ende September zum urbanen Treffpunkt und zu einem Ort des Austauschs machen. Dazu hat das Architekturbüro C/O Now einen temporären Pavillon entworfen, in dem beispielsweise jeden Sonntag verschiedene Workshops stattfinden, in dem man sich aber auch einfach zwischen flatternden Vorhängen treffen kann.

Das aktuelle Documenta-Kuratorenkollektiv Ruangrupa nennt das Abhängen als Kunstform "Nonkrong" und sieht das gemeinsame Herumlungern ohne direktes Ziel als wertvolle Kulturtechnik, die die Gemeinschaft stärkt. Auch das Berliner Projekt "Park Platz" kann in diese Richtung interpretiert werden, eröffnet es doch die Möglichkeiten zur Begegnung im öffentlichen Raum, die während der Corona-Lockdowns so oft gefehlt haben.   

Neben dem Workshop-Pavillon sind mehrere Kunstwerke aufgebaut, die mit der Kreuzberger Wohnsiedlung in Verbindung treten sollen, in der die Berlinische Galerie liegt. Die leuchtende Installation von Marinella Senatore erinnert an Volksfeste in Apulien und zitiert mit der Aufschrift "Bodies in Alliance" gleichzeitig die Philosophin Judith Butler herbei, die die politische Relevanz von versammelten Körpern betont. Raul Walch lässt bemalte Stofbahnen als Flaggen vor dem Museum wehen, Zuzanna Czebatul baut mit ihren Toren gleichzeitig Barrieren und die Möglichkeit, sie zu umgehen, und Daniel Lies Skulptur aus organischen Materialien wird sich immer wieder verändern.

Um den künstlerischen Parkplatz zu beleben, finden dort in diesem Sommer unter anderem Artist Talks, Performances und Führungen statt. Wie das draußen so ist, kann höchstens das Wetter die geselligen Pläne durchkreuzen. Die Berlinische Galerie weist darauf hin, dass die Veranstaltungen bei Regen abgesagt werden müssen.