Berliner Prestige-Projekt

Parzinger: Museum der Moderne wird kein Bürogebäude

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Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Das in Berlin geplante Museum der Moderne steht wegen 450 Millionen Euro Baukosten ohnehin in der Kritik. Nun wird auch noch das Energiekonzept in Frage gestellt. Daran soll weiter gefeilt werden

Nach Kritik des Bundesrechnungshofes hat der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger, das Finanz- und Energiekonzept des für 450 Millionen Euro geplanten Museums der Moderne verteidigt. "Ein öffentlicher Bau hat immer auch eine Vorbildfunktion", sagte Parzinger am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Es geht hier aber nicht um einen Standardbau wie etwa ein Bürogebäude, sondern um ein Museum im 21. Jahrhundert." Das müsse mitgedacht werden. "Aber Aspekte der Nachhaltigkeit und der Energieeffizienz planen wir selbstverständlich mit ein."

Der vom Bund finanzierte Bau soll 2026 fertig sein. Er geht auf einen Entwurf der Schweizer Stararchitekten Herzog & de Meuron zurück, die auch die Elbphilharmonie in Hamburg, das Olympiastadion in Peking oder die Allianz Arena in München gebaut haben. Die Nationalgalerie Berlin steht damit vor einer Neuordnung mit sieben Standorten. 

Die aktuelle Planungsstand überschreitet laut Parzinger nach dem Bewertungssystem für nachhaltiges Bauen bei Bundesgebäuden die Grenze zum Gütesiegel Silber und erreicht mit fast 80 Prozent die Grenze zum goldenen Gütesiegel. "Und wir haben noch weitere Maßnahmen vorgesehen. Das ist auf einem guten Weg."

Der Bundesrechnungshof habe eine bestimmte Phase des Planungsstandes beurteilt. "Das nehmen wir sehr ernst", sagte Parzinger. "Wir wollen natürlich das Optimale erreichen." So werde es an der Fassade jetzt eine einfache Klinker-Vorsatzschale ohne Beton geben. "Beton wird stark eingespart, was wichtig ist, weil dort ein hoher CO2-Anteil gebunden ist."

Wo Beton noch eingesetzt werde, solle in viel stärkerem Maße Recyclingbeton verwendet werden. "Auch das Tragwerk, also Stützen, Träger, Decken, ist optimiert worden, all das ist schlanker mit weniger Beton und Stahl und damit wesentlich CO2-sparender."

Energieverbrauch soll auch mit Innenraumgestaltung abgesenkt werden

Im Innenbereich des Gebäudes gelten zwei sich kreuzende Boulevards als wesentliches Merkmal der Gestaltung. "Das sind offene Räume, während Ausstellungen ein besonderes Klima brauchen. Auch hier haben wir neue Möglichkeiten, den Energieverbrauch abzusenken", sagte Parzinger. Die Boulevards seien wichtige Puffer zwischen Ausstellungsräumen und Außenraum und bräuchten ebenfalls eine gewisse Aufenthaltsqualität. 

Der Unterschied in der Klimatisierung solle auf verschiedene Weise reduziert werden. "Am Übergang vom Boulevard in die Ausstellungsräume würden Glastüren durch kontinuierliches Öffnen und Schließen die Klimata sogar noch mehr durchmischen. Die Architekten haben dort Lüftungsschleier entwickelt, die viel effektiver sind."

Neu sei auch, dass über die Fußböden Kühlung und Heizung betrieben werden, so dass das Grundklima in den Ausstellungsräumen bereits gemäßigter sei. "Mit solchen Heiz-Kühl-Böden können wir nach Berechnungen pro Jahr 380 Tonnen CO2 einsparen - das entspricht 30 000 Bäumen und einer Fläche fast so groß wie der Tiergarten", sagte Parzinger.

Photovoltaikanlagen auf dem Dach fehlen

Der Bundesrechnungshof bemängelt zudem das Fehlen von Photovoltaikanlagen auf dem Dach des geplanten Museum. "Das Dach ist für die Architekten die fünfte Fassade. Bei der Entscheidung für diesen Entwurf wurde das auch von der Jury so empfunden. Das ist ein Bereich des Gebäudes, den man schon aus weiter Ferne als erstes sehen wird. Hier spielt die Ästhetik damit schon eine Rolle, hier geht keine Standard-Photovoltaikanlage wie bei einem Wohnhaus."

Laut Parzinger wurde eine gestalterisch ansprechende Photovoltaikanlage durchgerechnet, "aber die liegt weit oberhalb der Wirtschaftlichkeitsgrenze. Wir versuchen deshalb auf anderem Wege Energieeinsparungen zu erreichen." Der Bau werde kontinuierlich weiter optimiert. "Das können wir dem Parlament auch erklären", sagte er mit Blick auf den Haushaltsausschuss des Bundestages.

Parzinger verteidigte erneut die gegenüber ersten Zahlen gestiegenen Baukosten. "Die 200 Millionen Euro waren eine grob geschätzte Summe, wo man gerade mal den Bauplatz kannte, aber noch keinen Entwurf hatte", sagte er. "Die seriöse Berechnung auf Basis einer entsprechenden Planung hat dann zu den 364,2 Millionen zuzüglich Index-Steigerungen und Risikovorsorge geführt. Diese Grenze gilt. Das haben wir dem Haushaltsausschuss vor anderthalb Jahren auch ausführlich erläutert."