Peter Handke als Zeichner

Das Bild führt zum Wort

Als Autor ist der Literatur-Nobelpreisträger Peter Handke längst ein streitbarer Superstar. Als Zeichner kann er noch entdeckt werden. Wir zeigen einige seiner Werke aus den Notizbüchern 

Dem österreichischen Autor - und neuerdings Literaturnobelpreisträger - Peter Handke sagt man nach, dass die Sprache das Hauptthema seines Werkes ist. Die Welt scheint für ihn nur zu existieren, um in Worte verwandelt zu werden. Für die einen erforscht er "mit sprachlichem Einfallsreichtum die Randbereiche und die Besonderheit der menschlichen Erfahrung" (so die Begründung der schwedischen Akademie, die den Nobelpreis vergibt). Für andere ist er dagegen ein geschichtsklitternder Egozentriker im Kostüm der Hochkultur.

Während zu seinen Büchern (ob gelesen oder nicht) die meisten eine Meinung haben, sind seine Zeichnungen weniger bekannt. Dabei spielt die Kunst nicht nur als Thema in seinen Schriften eine Rolle, sondern auch im Prozess seines eigenen Schreibens. Seine Notizbücher zeichnet Handke seitenweise mit Bleistift, Filzstiften und Kugelschreibern voll. Er bildet das Kleine, Alltägliche ab, interessiert sich dabei aber für jedes Detail. Eine Feder, eine Blaubeere, ein toter Maulwurf in der "Niemandsbucht". Handke beschriftet seine Bilder mit Satzfetzen. Er vergegenwärtigt sich so, über was er schreiben will, findet Worte durch die Bilder.    

Da sucht er zum Beispiel ein Verb zu den Lamellen des Täublings. "Die bröseln nicht", hat er zum gezeichneten Pilz notiert, "krümeln" sie vielleicht? Eine Serie von Bildern, die der Autor aus seinen Notizbüchern herausgeschnitten hat, wurden 2017 in der Berliner Galerie Friese gezeigt. In der Literatur ist Peter Handke schon längst ein streitbarer Superstar. In der Kunst kann er noch entdeckt werden.