Plädoyers im Kölner Kunstfälscher-Prozess

Köln (dpa) - Im Kölner Kunstfälscherprozess hat die Staatsanwaltschaft am Donnerstag Freiheitsstrafen zwischen zwei und sechs Jahren gefordert. Der Hauptangeklagte Wolfgang Beltracchi (60) soll sechs Jahre ins Gefängnis. Die Forderungen entsprechen einer zuvor getroffenen Absprache zwischen den Beteiligten. Das Gericht hatte den Angeklagten im Verfahren um die fingierten Sammlungen Jägers und Knops einen Strafnachlass für ihre Geständnisse in Aussicht gestellt. Sonst hätten ihnen neun bis zehn Jahre Gefängnis gedroht. Das Urteil wird am kommenden Donnerstag gesprochen.

   Nicht nur wegen der Anzahl der Gemälde, sondern auch wegen des langen Zeitraums der Taten handele es sich um den größten Kunstfälschungsskandal der Nachkriegsgeschichte, sagte Staatsanwältin Kathrin Franz am Freitag in ihrem Plädoyer. Das Quartett hatte gestanden, über Jahre gefälschte Gemälde von Avantgarde-Künstlern wie Max Ernst und Max Pechstein in den Kunstmarkt geschleust zu haben. In der Anklage geht es um 14 Fälschungen, für die sie fast 16 Millionen Euro kassiert haben sollen. Ermittelt wird noch in mehr als 40 weiteren Fällen.

   Für den Hauptangeklagten Wolfgang Beltracchi (60) forderte die Anklage wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs sechs Jahre, für seine Frau Helene (53)die Fälschungen verkauft hat, vier Jahre Haft. Der zweite Verkäufer der gefälschten Bilder, Otto S.-K. (68), soll fünf Jahre in Haft. Für Helene Beltracchis Schwester Jeanette S. (54), die in drei Fällen beteiligt war, beantragte die Staatsanwaltschaft eine zweijährige Bewährungsstrafe.

Die Verteidiger sprachen sich für deutlich geringere Strafen aus. Der Kunstmarkt habe es den Angeklagten leicht gemacht. «Nicht was wertvoll ist, wird handelbar, sondern was handelbar ist, wird wertvoll», sei die Maxime der Händler gewesen, sagte Anwalt Ferdinand Gillmeister.

Beltracchi als «Motor» der Bande habe bereits seit 1975 mit Kunstfälschungen gehandelt, sagte Staatsanwältin Franz. Mitte der 80er Jahre habe er Otto S.-K. als Verkäufer in das Betrugsgeschäft eingespannt. Ob Beltracchi die Bilder alle allein gemalt habe, sei nicht sicher geklärt. Er sei aber der «Initiator» gewesen, habe die Herkunftslegende um die sammelnden Großväter erfunden und seine Fälschungen «gezielt auf den Kunstmarkt ausgerichtet».

Als Beltracchi 1992 seine spätere Frau Helene kennenlernte, sei diese ebenfalls in den Verkauf der Fälschungen eingestiegen. Allein bis 1999 habe sie mindestens 12 Gemälde in die Auktionshäuser Christie's und Sotheby's eingeliefert. Dies sei aber nicht Gegenstand der Anklage. Ohne die Geständnisse hätte ein langwieriger Indizienprozess gedroht, sagte Franz. Das Gericht hatte auf die Anhörung von fast 170 benannten Zeugen verzichtet und das Verfahren damit stark abgekürzt.

Wolfgang Beltracchi bedankte sich in seinem Schlusswort bei den Prozessbeteiligten dafür, «dass alles so fair und locker war und dass Sie oft sogar gelächelt haben». Seine Frau Helene sagte, eine «etwas surrealistische Epoche» sei nun beendet.
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