Musikclip "Wobble Up"

Plagiatsvorwürfe: Künstler entdecken ihre Werke in Chris-Brown-Video

Mehrere Künstler kritisieren die Macher des neuen Videos von Chris Brown, weil darin ungefragt ihre Arbeit kopiert werde. Einer der Betroffenen ist der Berliner Fotograf Marius Sperlich 

Der Clip wurde schon am ersten Tag der Veröffentlichung über fünf Millionen Mal angeklickt: Im Video zu seiner Single "Wobble Up" mit Nicki Minaj und G-Eazy tanzt der US-Sänger Chris Brown auf einer Insel, die aus überdimensionalen Pobacken besteht, lässt sich von twerkenden Tänzerinnen umschwirren und zeigt immer wieder anzüglich präsentiertes Obst und Gemüse. Ob das nun große Kunst ist, lässt sich diskutieren. Doch es gibt mehrere Künstler, die ihre eigenen Werke in dem Video wiedererkennen und nun Plagiatsvorwürfe gegen Chris Brown und den Regisseur Arrad erheben, der für den Clip verantwortlich ist.

Einer davon ist der Berliner Fotograf Marius Sperlich. Der Künstler, der aufwendige Miniaturinstallationen auf weiblichen Körpern inszeniert, hat die Po-Insel aus dem Video in fast identischer Form bereits 2018 auf seinem Instagram-Account veröffentlicht. Auch eine Szene, in der eine weibliche Brust mit einem Temperaturregler als Brustwarze zu sehen ist, hat große Ähnlichkeit mit einem Foto von Sperlich aus dem vergangenen Jahr.  

"Es gab im Vorfeld keinerlei Kontaktaufnahme", erzählt Marius Sperlich, der von Freunden auf das Video aufmerksam gemacht wurde. "Ich halte es für ausgeschlossen, dass die Ähnlichkeit zufällig ist, weil zu viele Künstler betroffen sind. Bevor ich eine Idee umsetze, verbringe ich Stunden mit der Recherche, ob es etwas Ähnliches schon gibt. Und gerade das Bild mit der Brust und dem Temperaturregler ist bis hin zum Aussehen des Drehschalters identisch."    

Auch andere Künstler werfen den Machern von "Wobble Up" Ideenklau vor. Tony Futura hat sein Motiv von einer gepiercten Zitrone wiedererkannt, die an eine weibliche Brust erinnert. Vanessa McEowd entdeckt in einem Luftballon, der mit einer grünen Spitze zur Aubergine verkleidet wurde, ein Plagiat ihres identisch aufgebauten Fotos. Und die britische Künstlerin Catherine Losing sieht ihr Stillleben mit zwei Melonen in einem BH kopiert. "Es ist völlig in Ordnung, dass sich Menschen gegenseitig inspirieren und Ideen woanders aufgenommen werden, aber dieser Fall ist nur peinlich", schreibt Catherine Losing per E-Mail. "Ein Produktionsteam mit einem Riesenbudget konnte sich nichts eigenes ausdenken? Die Ästhetik der kopierten Künstler ist im Internet bekannt und lässt sich leicht zuordnen. Ich habe alle plagiierten Arbeiten auf derselben Pinterest-Seite gefunden. Das ist pure Faulheit der Produzenten."

Für Marius Sperlich geht es nicht nur um den Einzelfall, sondern um eine generelle Missachtung von Copyright in der Kulturbranche. "Mir passiert das ständig", sagt er. "Häufig wird die Arbeit von jungen Künstlern von großen Produktionsfirmen benutzt, ohne dass man sich wehren kann. In diesem Fall ist es für mich sinnvoll, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil mehrere Künstler betroffen sind."

Nach Angaben von Sperlich und seinem Management wurde der Fotograf inzwischen von Regisseur Arrad und der Produktionsfirma "Riveting Entertainment" kontaktiert. Allerdings seien die Nachrichten eher vage gewesen und hätten eine zufällige Ähnlichkeit behauptet. "Wir beraten nun zusammen mit den anderen betroffenen Künstlern, wie es weitergeht", sagt Marius Sperlich. "Wir prüfen auch rechtliche Schritte, aber eigentlich würde ich das gern vermeiden." 

Auf eine Monopol-Anfrage haben der Regisseur Arrad und Chris Browns Plattenfirma RCA Records bisher nicht geantwortet.