Messen in Berlin

Platz für Neues

Foto: Tempelhof Projekt GmbH
Foto: Tempelhof Projekt GmbH
Der ehemalige Flughafen Tempelhof

Nach dem Aus für die Art Berlin muss die verbliebene Positions Berlin Art Fair jetzt allein dem Standort die Stange halten. Und sie tut es, flankiert von der Paper Positions, der Fashion Positions und dem Spezialgast Photo Basel, als geballte Kunstoffensive

Rund 130 Aussteller insgesamt präsentieren vom 10. bis 13. September in den Hangars 3 und 4 des Flughafens Berlin-Tempelhof ihr Angebot präsentieren, davon über 50 Galerien bei der Positions Berlin Art Fair, über 40 bei der Paper Positions, rund 20 Galerien als Berliner Variante der Photo Basel  – und als besondere Abwechslung noch rund 20 Modedesigner und Designerinnen, die die Grenze zwischen Kunst und Mode ausloten.

Auf der Positions lassen sich durchaus große Namen finden, so zeigt die Berliner Galerie Nothelfer beispielsweise Werke von Richard Serra. Aber sie bleibt eine Messe für Entdecker, wo Trüffelschweinqualitäten der Sammlerinnen und Sammler gefragt sind. Aufzuspüren gibt es reichlich: etwa die rätselhaften Malereien der 1984 geborenen Mona Ardeleanu bei der Stuttgarter Galerie Thomas Fuchs. Interessant ist auch der 1982 geborene Neo-Rauch-Schüler Sebastian Speckmann bei der Leipziger Galerie Kleindienst. Ausgehend vom Holz- oder Linolschnitt, findet er seine Motive in seinem privaten Fotoarchiv, aber auch in Zeitschriften und Bildbänden. Das Ergebnis sind zusätzlich gescannte und montierte Versatzstücke aus historischen Epochen wie der Romantik, die neben Impressionen aus der Gegenwart stehen.

Auf das Collage-Prinzip setzt auch die 1977 geborene Berlinerin Miriam Tölke bei der Arbeiten auf Papier vorbehaltenen Paper Positions. Sie wird von der Züricher Galerie Bildhalle vertreten, in deren Programm sich Foto-Legenden wie René Burri, Werner Bischof oder Thomas Hoepker finden. "Ich befreie alles aus seinem Kontext", sagt Tölke über ihren Ansatz, "arrangiere es neu, setze lose Teile neu zusammen, mische Materialien und Techniken, erschaffe eine neue Ordnung aus dem Chaos der Fülle. Ich bin eine Flaneurin, die die meiste Zeit in der Stadt verbringt und es liebt, Menschen, Gesichter, Gesten und Bewegungen zu studieren." Alltagsgegenstände gehören offenbar nicht dazu.

Die findet man en masse bei dem irisch-britischen Maler und Installationskünstler Michael Craig-Martin. Wer schon immer wissen wollte, durch wen die Young British Artists beeinflusst wurden, sollte bei der Davis Klemm Gallery aus Wiesbaden vorbeischauen, ebenfalls auf der Paper Positions zu finden. Seit den 90er-Jahren arbeitet der Documenta-6-Teilnehmer Craig-Martin mit grundierten Leinwänden, auf denen er in grellen Farben seine Zeichnungen von Objekten wie Kopfhörern oder Korkenziehern platziert. Er wolle damit unsere Beziehung zu den Dingen "exponieren und gleichzeitig scheinbar vereinfachen", erklärt der Künstler. Das Konzept brachte ihm 2006 den Eintritt in die Royal Academy of Arts ein.

Präsentiert wird all das angenehm luftig, mit breiten Gängen und großen Kojen, denn mit Unterstützung des Senats kann die Messe in diesem Jahr gleich zwei Hangars besetzen, um die notwendigen Hygienekonzepte umzusetzen. Tickets und Catering gibt es in den weiträumigen Außenflächen des Flughafens, wo auch ein Skulpturenpark aufgebaut wird.