Messe Positions Berlin

Bitte die Künstlerin nicht füttern

Die Kunstmesse Positions in Berlin ist in diesem Jahr wegen Bauarbeiten konzentrierter als sonst. Trotzdem finden sich dort genügend Entdeckungen aus Kunst und Avantgarde-Mode; inklusive einer Sisyphus-Designerin

Nur ein Hangar, nur 75 Galerien: Die Positions Berlin Art Fair präsentiert sich in diesem Jahr in konzentrierterer Form als üblich. Mit dem gerade überall recht schleppend laufenden Geschäft im Kunstmarkt habe das aber nichts zu tun, betonten die Messe-Direktoren Kristian Jarmuschek und Heinrich Carstens bei der Preview der Messe. Der Grund seien vielmehr Renovierungsarbeiten im Flughafengebäude. Man rechne fest damit, im kommenden Jahr wieder mehr Fläche bespielen zu können.

Immerhin: Auch von Hangar 7 aus kann man hinaustreten und bei einer Bratwurst den Blick über das Tempelhofer Feld schweifen lassen. Und drinnen ist immer noch genug Platz für die beiden Sondersektionen, die sich in den vergangenen Jahren hier so erfolgreich entwickelt haben. Die Fashion Positions integrieren avantgardistische Modeanbieter in die Messe, und die Installationen können sich sehen lassen. 

Die Berliner Strick-Legende Claudia Skoda zeigt extrem locker gehäkelte Textilien – mal eher Pullover, mal eher fließendes Wandobjekt. Und bei Esther Perbandt warnt ein kleines Schild: "Don’t feed the artist". Die Designerin ist nämlich selbst vor Ort, ganz in ein Kleid aus schwarzen Bändern gehüllt, und arbeitet Sisyphus-gleich daran, ein riesiges verknotetes Bündel aus ähnlichen Strängen zu entwirren.

Domestizierte Aliens

Auch bei den Academy Positions, wo Studierende von Kunsthochschulen ihre Arbeiten vorstellen, finden sich starke und sehr eigenwillige Beiträge. Tobias Kerger von der Akademie Düsseldorf beispielsweise malt in Hauttönen auf Teppiche und andere ungewöhnlichen Materialien; so entstehen bemerkenswerte Wandobjekte mit einer seltsam körperlichen Anmutung. Nicht weniger interessant sind die Cyborgs, die Minu Park von der Berliner Universität der Künste gebaut hat und die wie domestizierte Aliens ihre Körper zucken lassen.

Bei den Galerien der Hauptsektion geht es etwas konventioneller zu – was hier im Angebot ist, soll schließlich den Weg in die Wohnzimmer der Sammlerinnen und Sammler finden. Sieben Galerien aus Japan bilden einen interessanten Schwerpunkt. Sie zeigen die Vielfalt der japanischen Kunstszene: von poetischer, zurückhaltender Landschaftsmalerei in Tinte auf Papier von Reiko Tsunashima bei der Galerie Kitai über abstrakte Farbexplosionen auf Leinwand von Gsim Seyeon bis hin zu einer flimmernden Videoinstallation des Kollektivs Extention bei der Galerie Balc.

Ein spannender Berliner Neuzugang ist die Galerie Wannsee Contemporary, die einige Fotoeditionen von Yael Bartana, aber auch neue Arbeiten von Hinda Weiss zeigt. Die Künstlerin, die zwischen den USA und Tel Aviv pendelt, verbindet in fotografischen Überblendungen Bilder des Hauses der Wannseekonferenz mit einem Bunker, einer idyllischen Ruine auf der Insel Schwanenwerder und einer Kufiya. So greift sie auch politische Themen auf und reflektiert zugleich ihren Stipendiumsaufenthalt in Berlin.

Auch die Maksla XO Gallery aus Riga sticht heraus. Sie zeigt eine Einzelausstellung von Ieva Iltnere, einer der bekanntesten Malerinnen Lettlands. Sie malt Nymphen und Evas nach dem Vorbild Cranachs - und beschwört mit ihren Engeldarstellungen eine geheimnisvolle, beinahe sakrale Atmosphäre herauf.