Restitution

Preußen-Stiftung macht Weg frei für mehrere Rückgaben 

Hermann Parzinger, Präsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz, im Foyer der Villa von der Heydt in Berlin
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Hermann Parzinger, Präsident Stiftung Preußischer Kulturbesitz, im Foyer der Villa von der Heydt in Berlin

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat den Weg freigemacht für die Rückgabe von mehreren Objekten aus kolonialen Zusammenhängen

Der Stiftungsrat von der von Bund und Ländern getragenen wichtigsten Kulturinstitution Deutschlands stimmte am Montag zu, dass die Einzelheiten der Restitutionen von Kunstwerken aus Namibia, Tansania und Kamerun verhandelt werden dürfen. 

Nach gemeinsamen Forschungen wissenschaftlicher Teams der beteiligten Museen sollen 23 Objekte aus der Sammlung des Ethnologischen Museums der Stiftung in Namibia bleiben können. Die Sammlungsstücke wie historische Alltagsgestände, Schmuck, Werkzeuge und Mode waren bereits von Berlin aus auf die Reise nach Namibia gebracht worden. Zunächst war seit Frühjahr 2019 ein Wissenschaftsteam aus Namibia im Ethnologischen Museum aktiv. Gemeinsam mit den Berliner Zuständigen untersuchten sie Geschichte, Bedeutung und künstlerische Potenziale von etwa 1400 Objekten. Die daraus ausgewählten 23 Sammlungsstücke sollen in Namibia weiter erforscht werden und zudem zeitgenössischen Künstlerinnen und Künstlern für die kreative Auseinandersetzung zur Verfügung stehen.

Auch über die Rückführung von Objekten aus Tansania, die als Beute aus dem Maji-Maji-Krieg (1905-1907) gegen die deutsche Kolonialmacht in Ostafrika und weiterer Kriege seit der Kolonialeroberung gelten, darf Stiftungspräsident Hermann Parzinger nun verhandeln. Die Objekte und weitere Bestände aus Tansania waren bereits Gegenstand von Kooperationsprojekten mit Stellen in Tansania etwa zur Erforschung der Provenienz von kolonialzeitlichen Beständen aus dem heutigen Tansania. Im Berliner Humboldt Forum soll sich eine Ausstellung im September kritisch mit der Tansania-Sammlung befassen. Die Objekte aus dem Maji-Maji-Krieg sollen dann voraussichtlich 2024 gezeigt und anschließend an Tansania zurückgegeben werden.

"Es kommt nicht allein auf einen Unrechtskontext an"

Auch die als Muttergottheit betrachtete Figur Ngonnso' aus dem Stiftungsbestand soll nach Kamerun zurückgehen. Die Figur stammt aus dem historischen Königreich Nso' im Nordwesten Kameruns und kam 1903 als Teil der Schenkung des Kolonialoffiziers Kurt von Pavel in die Sammlung des Ethnologischen Museums der Staatlichen Museen nach Berlin. Vertreter der Nso'-Communitiy in Kamerun und Deutschland hatten sich mit Expertenteams aus Museen und Wissenschaft beraten. Danach war die Ngonnso' zwar nicht durch Plünderung entfernt worden, allerdings waren ungleiche Machtverhältnisse und koloniale Gewalt ausschlaggebend. Zudem hat die Ngonnso' eine zentrale Rolle für die Nso' als Muttergottheit. 

Parzinger begrüßte die Entscheidung: "Der Beschluss macht deutlich, dass es bei der Frage der Rückführung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten nicht allein auf einen Unrechtskontext ankommt. Auch die besondere - vor allem spirituelle - Bedeutung eines Objekts für die Herkunftsgesellschaft kann eine Rückgabe begründen."