Buchenwald

Ramelow unterbricht wegen gefällter Erinnerungsbäume Urlaub

Die Zerstörung von Bäumen, die an Opfer des Nazi-Regimes erinnern, hat im In- und Ausland Empörung ausgelöst. Auch Thüringens Ministerpräsident ist von dem Vorgang erschüttert

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) wird wegen der Zerstörung mehrerer Erinnerungsbäume nahe dem einstigen Konzentrationslager Buchenwald seinen Urlaub unterbrechen. Er werde am Sonntag an dem Gedenkgang für deportierte jüdische Jugendliche in Weimar teilnehmen, sagte Regierungssprecher Falk Neubert am Montag. Zuvor hatte die in Berlin erscheinende "Tageszeitung" (taz) berichtet.

Gegen solche Taten helfe nur "entschiedenes Handeln", sagte Ramelow dem Blatt zufolge. Er werde sich an der Neupflanzung der Bäume beteiligen. "Auf einen zerstörten Baum zwei neue. Auf jede feige Tat doppeltes Hinsehen", zitierte die Zeitung den Regierungschef. Die Zerstörungen kritisierte er mit deutlichen Worten: "Wer solche feigen Taten begeht, ist geistig genauso unterwegs wie die Mörder in allen Konzentrationslagern."

Nahe Buchenwald waren in der vergangenen Woche zunächst sieben Bäume abgesägt oder abgebrochen, am Samstag dann noch einmal fünf weitere abgeknickt oder beschädigt worden, die an die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes erinnern. Vor fast genau 85 Jahren, am 15. Juli 1937, waren die ersten Häftlinge in das Lager auf dem Ettersberg bei Weimar in Thüringen gekommen. Bis zur Befreiung durch US-Truppen im April 1945 verschleppten die Nazis 280 000 Menschen nach Buchenwald. Etwa 56 000 von ihnen wurden ermordet oder starben an Hunger, Krankheiten und den Folgen medizinischer Experimente.

Unterdessen wertet die Kriminalpolizei Spuren aus, die an den Tatorten gesichert wurden. Vermutlich Mitte der Woche werde der Fall dann voraussichtlich an das Landeskriminalamt übergeben, sagte ein Sprecher der Landespolizeiinspektion Jena. Vermutlich werde der Sachverhalt dort weiter von der Staatsschutzabteilung bearbeitet. Nach der Auslobung von 10 000 Euro für sachdienliche Hinweise durch die Stadt Weimar seien bislang keine entsprechenden Meldungen eingegangen.