1980 erklärte die polnische Künstlerin Ewa Partum in Warschau, dass sie so lange nackt auftreten wolle, bis Frauen eine eigene Kunst hervorgebracht haben. Emanzipation durch Ausziehen? Darüber können die Bewohnerinnen einer durchpornografisierten Welt von heute wohl nur lachen. Trotzdem sind die Körpereinsätze der feministischen Performancekunst der 60er- und 70er-Jahre unbedingt der Erinnerung wert. Die Wienerin Valie Export kroch zwischen elektrisch geladenen Drähten hindurch, bis sie unter den Stromschlägen – vulgo: der restriktiven Gesellschaft – zusammenbrach. Und die Amerikanerin Carolee Schneemann strich ihren Körper mit Kleister ein und wälzte sich in weißen Papierfetzen, um eine „Body Collage“ zu produzieren.
Die Ausstellung „re.act.feminism“ in der Berliner Akademie der Künste versucht sich jetzt an einer Neubewertung der Ära. Sie grast dabei nicht nur Klassiker ab, sondern zeigt auch unbekanntere Künstlerinnen, vor allem aus Osteuropa und der ehemaligen DDR. Gelungen ist die Integration neuer Arbeiten in das historische Panorama, allen voran die Aktionen der Serbin Tanja Ostojic´ und ihre Persiflagen auf den Kunstbetrieb.
Schade nur, dass die historischen Videos selbst vor allem in einer Datenbank abrufbar sind und man in der Ausstellung auf
Erklärungstexte angewiesen ist, die jeglichen Aufbruchsgeist in pseudoakademischem Jargon ersticken. Dabei kann auch Low Budget prickeln: Das hätten die Kuratorinnen von Schneemann und Kolleginnen lernen können.
Elke Buhr
Akademie der Künste, Berlin, bis 8. Februar