Widerstand gegen Regierung

Künstler in Kuba zu Haftstrafen verurteilt 

Unter anderem wegen Störung der öffentlichen Ordnung sind in Kuba zwei bekannte Dissidenten zu Haftstrafen von neun und fünf Jahren verurteilt worden

Die längere der beiden Strafen erhielt der Musiker Maykel Castillo, wie die Generalstaatsanwaltschaft des sozialistischen Karibikstaates am Freitag mitteilte. Der als El Osorbo bekannte Rapper war an dem regierungskritischen Lied "Patria y Vida" beteiligt, das im November mit dem Latin Grammy für den Song des Jahres ausgezeichnet wurde. Castillo habe unter anderem in sozialen Medien manipulierte Bilder veröffentlicht, um die höchsten Autoritäten des Landes zu beleidigen, und die Rolle der Ordnungshüter in der Gesellschaft verunglimpft, hieß es. Das habe das soziale Zusammenleben gefährdet.

Fünf Jahre Haft erhielt der bildende Künstler Luis Manuel Otero Alcántara, ein Anführer der Künstlerbewegung San Isidro. Dieser habe unter anderem in sozialen Medien Fotos veröffentlicht, in denen die kubanische Nationalflagge in verunglimpfenden Handlungen verwendet werde, begleitet von beleidigenden Ausdrücken. Damit habe er das Nationalgefühl des Volkes und dessen Stolz auf die Flagge herabgewürdigt. Amnesty International hat Otero Alcántara zu einem "Gewissensgefangenen" erklärt. Das Magazin "Time" listete ihn vergangenes Jahr unter den 100 einflussreichsten Menschen. Seit Monaten warnen Aktivisten, er sei gesundheitlich schwer angeschlagen.

Nach Massenprotesten für Freiheit sowie gegen Repression und Misswirtschaft in mehreren kubanischen Städten am 11. Juli vergangenen Jahres waren laut Aktivisten mehr als 1400 Menschen festgenommen worden. Rund 300 von ihnen erhielten nach Angaben der Justiz inzwischen Haftstrafen von bis zu 25 Jahren. Otero Alcántara wurde festgenommen, als er sich den Protesten anschließen wollte. Castillo war bereits seit Mai inhaftiert. Der Song "Patria y Vida" wurde zu einer Hymne der Demonstrationen.