Rettung aus dem Osten?

Dem World Wealth Report 2008 zufolge, der im Juni von der Investmentbank Merrill Lynch und der Consultingfirma Capgemini veröffentlicht wurde, spielen die sogenannten BRIC-Staaten, also Brasilien, Russland, Indien und China, Schlüsselrollen in der globalen Wirtschaft. Werden diese Länder auch den Kunstmarkt am Laufen halten, während über Europa und Amerika die dunklen Wolken der Rezession hängen? Fest steht, die neuen Geldflüsse haben den Verkauf gefördert. In der ersten Jahreshälfte sank bei Christie’s der Umsatz aus amerikanischen Käufen um ein Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar, während Käufer aus Asien und dem Nahen Osten im selben Zeitraum 351 Millionen Dollar in die Kassen spülten – eine Steigerung um 81 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Vom Louvre und Guggenheim in Abu Dhabi ist ebenfalls einiges zu erwarten, sobald sie im Herbst beginnen werden, ihre Sammlungen zu füllen. Und kürzlich hat auch den russischen Milliardär Roman Abramowitsch der Kaufrausch gepackt. Aber keine voreiligen Schlüsse: Viele der neuen Kunden sind weniger an der Kunst als an ihrem eigenen Vermögen interessiert, außerdem haben sie oft seltsame Vorlieben. Eine von Christie’s in Auftrag gegebene Umfrage ergab, dass 42 Prozent der Abnehmer aus dem Nahen Osten ihre Auswahl gefühlsmäßig treffen. Und gerade mal sieben Prozent kaufen regelmäßig, also mindestens einmal alle drei Monate. Die neuen Käufer wollen in gesicherte westliche Werte investieren, haben aber keinerlei Interesse an mäßig oder wenig bekannten Werken. Doch die sind es, die eine neue Klientel am dringendsten benötigen.