Botschaften gegen "Manspreading"

Mach dich nicht so breit, Mann!

Mit Slogans im Schritt von Hosen nehmen sich zwei Berliner Designerinnen das "Manspreading" vor. Das "Riot Pant Project" setzt ein Zeichen gegen raumgreifende Macho-Gesten im öffentlichen Nahverkehr

Das Wort "Manspreading" ist erst vor kurzen in die deutsche Sprache eingezogen, das Phänomen gibt es jedoch schon lange: Im öffentlichen Raum (besonders in öffentlichen Verkehrsmitteln) ist der rare Platz ungleich verteilt. Einige Menschen (oft Männer) nehmen mit weit gespreizten Beinen mehr Raum ein, als ihnen durch die Größe der Sitze zustehen würde. Andere Menschen (oft Frauen) werden von dieser Machtdemonstration in platzsparende Ausweichposen gezwungen und machen sich möglichst unsichtbar.

Zwei Berliner Designerinnen haben jedoch eine textile Alternative zum metaphorischen Verschwinden entworfen. Für ihr "Riot Pant Project" drucken Elena Buscaino und Mina Bonakdar Schriftzüge wie "Toxic Masculinity", "Give Us Space" und "Stop Spreading" in den Schritt von Second-Hand-Hosen. Die Kleidungsstücke sollen Trägerinnen und Träger dazu ermutigen, zurückzuspreaden - und den sexualiserten Akt des Beinespreizens zu einer Geste des Widerstands umzudeuten.

Schutzschicht zwischen Intimbereich und Außenwelt

Die Notwendigkeit einer solchen Umdeutung zeigte vergangenes Jahr ein mittlerweile gelöschter Tweet der für gewöhnlich Social Media-bewanderten Berliner Verkehrsbetriebe. Darin hieß es, man arbeite an einer "Kampagne für mehr Womanspreading." Laut einer späteren Erklärung sollte die Aussage, die daherkam wie ein unangenehm frivoler Herrenwitz, Frauen dazu motivieren, in die Offensive zu gehen. Zum Glück beweisen Elena Buscaino und Mina Bonakdar nun, dass humorvolle Gesten gegen Manspreading auch smart und empowernd sein können.

"Die direkten, fordernden Botschaften bilden eine immaterielle Schutzschicht zwischen Intimbereich und Außenwelt", erklären die Gründerinnen. Bei einem Innovations-Wettbewerb der Berliner Universität der Künste gewannen die beiden Studentinnen mit ihrer Idee, den Nahtbereich im Schritt von Secondhand-Hosen mit politische Botschaften zu versehen, den ersten Preis. Nachdem sie gemeinsam mit dem Berliner Street-Fotografen Hanko Ye die erste Werbekampagne realisierten, nutzen sie ihr Preisgeld nun, um weiter am Markteintritt der Riot Pants zu arbeiten. Bald soll es die Hosen online zu kaufen geben.

Im öffentlichen Raum finden ständig (oft nonverbale) Verhandlungen darüber statt, wie viel Platz jeder Person zusteht. Das "Riot Pant Project" liefert gute Argumente für die Wahrung der persönlichen Grenzen.