Nach Kritik des Zentralrates der Juden

Roth: "Antisemitismus hat keinen Platz auf der Documenta"

In einem Brief an Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat der Zentralrat der Juden in Deutschland den Umgang der Documenta mit Antisemitismus kritisiert. Nun hat Roth reagiert – und Deutschlands Verantwortung im Umgang mit Antisemitismus und Kunstfreiheit betont

Kulturstaatsministerin Claudia Roth hat in der Antisemitismus-Debatte um die Kunstausstellung Documenta in Kassel Eckpfeiler ihrer Politik markiert. "Antisemitismus hat keinen Platz auf der Documenta", sagte die Grünen-Politikerin in Berlin. "Gleichzeitig ist Kunstfreiheit ein zentraler Punkt", betonte sie. "Deutschland mit seiner historischen Verantwortung ist ein ganz besonderer Ort, was den Umgang mit Antisemitismus angeht und was den Umgang mit der Kunstfreiheit angeht." Zugleich wandte sich Roth gegen Kritik an der Auswahl der Künstlerinnen und Künstler. "Die Herkunft allein kann nicht bestimmend sein, was gezeigt wird und was nicht."

Zuvor hatte der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, in einem Brief an Roth den Umgang der Documenta mit Antisemitismus kritisiert. Dabei ging es unter anderem um die Zusammensetzung von Foren, die das Thema diskutieren sollen. Das unveröffentlichte Schreiben liegt der Deutschen Presseagentur (Dpa) in Berlin vor. Roth will zwischen Zentralrat und Documenta vermitteln, sollte das notwendig sein. "Ich werde alles dafür tun, dass es vertrauensbildende Gespräche gibt", sagte sie. "Es ist wichtig, die unterschiedlichen Positionen in die Gespräche einzubringen."

Die alle fünf Jahre stattfindende Documenta gilt neben der Biennale in Venedig als wichtigste Präsentation für Gegenwartskunst. Die "Documenta Fifteen" läuft in diesem Jahr vom 18. Juni bis zum 25. September. Als Folge der Diskussion um Antisemitismus wurde ein Experten-Forum angekündigt, bei dem vom 8. Mai an in drei Veranstaltungen über "das Grundrecht der Kunstfreiheit angesichts von steigendem Rassismus und Antisemitismus und zunehmender Islamophobie" debattiert werden soll.