Raubkunst-Debatte

Roth will Rückgaben von Benin-Bronzen und Kooperationen

Nach einem Gespräch mit betroffenen Museen hält die Bundesregierung an der Rückgabe der als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen fest

"Die Verbrechen der Kolonialzeit sind ein weißer Fleck in unserer Erinnerungskultur und bis heute nicht im allgemeinen Bewusstsein verankert", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Die Grünen) am Dienstag nach einer Videoschalte mit rund 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Der Umgang mit den Benin-Bronzen zeige die Entschlossenheit bei der Aufarbeitung des kolonialen Erbes, so die Grünen-Politikerin.

Etwa 1100 der kunstvollen Bronzen aus dem Palast des damaligen Königreichs Benin, das heute zu Nigeria gehört, sind in rund 20 deutschen Museen zu finden. Die Objekte stammen größtenteils aus den britischen Plünderungen des Jahres 1897. Ziel der Bundesregierung sind auch substanzielle Rückgaben im kommenden Jahr. Vor allem kleinere Museen waren bisher nicht an den Gesprächen beteiligt.

"Diesen Prozess werden wir in enger Abstimmung mit dem Auswärtigen Amt, den Bundesländern, den kommunalen Spitzenverbänden und vor allem den Museen und Einrichtungen aktiv vorantreiben", sagte Roth. Die bevorstehenden Rückgaben seien "kein Schlussstrich, sondern ein Ausgangspunkt für künftige Kooperationen und für einen stärkeren Kulturaustausch". Als Beispiele nannte Roth die gemeinsame Ausbildung von Museumsmanagerinnen und -managern oder die geplante Agentur für internationale Museumskooperation.

Im vergangenen Jahr hatten Vertreter von Bund, Nigeria und Museen die Rückübertragung der Eigentumsrechte angekündigt. Über die umfangreichsten Sammlungen verfügen das Linden-Museum in Stuttgart, das Museum am Rothenbaum (Hamburg), das Rautenstrauch-Joest-Museum (Köln), das Völkerkundemuseum Dresden/Leipzig sowie das Ethnologische Museum Berlin. Diese fünf Häuser sind bisher an der geplanten Eigentumsübertragung beteiligt.

Mit den Partnern in Nigeria wird aktuell etwa besprochen, welche und wie viele Objekte nicht nur übertragen, sondern auch restituiert werden und was in Deutschland bleiben kann - dann als Leihgabe. Entsprechend soll eine Verständigung gefunden werden, wie Benin-Bronzen auch weiterhin in Deutschland gezeigt werden können.