Abriss der Genua-Brücke

Schreckliche Schönheit

Das Betonskelett der eingestürzten Morandi-Brücke hat die Einwohner von Genua ständig an das Unglück mit 43 Toten im August 2018 erinnert. Nun wurden die Reste der Konstruktion gesprengt

Für den Bruchteil einer Sekunde sieht es aus, als spritzten gewaltige Wasserfontänen aus der Fahrbahn, dann sacken die Brückenreste in einer riesigen Staubwolke widerstandslos in sich zusammen. Knapp ein Jahr nach dem Einsturz von Teilen der Morandi-Autobahnbrücke in Genua, bei dem im vergangenen August 43 Menschen ums Leben kamen, wurden die letzten verbliebenen Pfeiler der Betonkonstruktion gesprengt. Rund 4000 Menschen mussten zeitweise ihre Häuser verlassen, während 4500 Tonnen Beton und Stahl zu Boden gingen. 

Die Tilgung der architektonischen Reste des Unglücksbauwerks hatte für die Einwohner auch einen großen symbolischen Wert, erinnerte das Brückenskelett doch ständig an den 14. August 2018, als 200 Meter Fahrbahn in die Tiefe stürzten und mehrere Fahrzeuge mit sich rissen. Ab sofort kann mit dem Wiederaufbau der Brücke begonnen werden, die vom Genueser Stararchitekten Renzo Piano entworfen wurde. Nach dem Einsturz der alten Konstruktion aus den 60er-Jahren hatte Piano scharfe Kritik an den Autobahnbetreibern geübt. Die Katastrophe sei aufgrund der vielen Bau- und Wartungsmängel abzusehen gewesen. Die italienische Justiz ermittelt in dem Fall gegen eine Reihe von Beschuldigten, unter anderem die Firma Autostrade per l'Italia (Aspi). 

Pianos Entwurf enthält auch 43 Leuchten, die nachts die Brücke in Segelform säumen sollen - ein Licht für jedes der 43 Opfer. Nach Angaben des Verkehrsministers soll die neue Brücke bereits Anfang 2020 eingeweiht werden. Renzo Piano versprach bereits, dass sie 1000 Jahre halten werde.