Anhand von rund 40 internationalen Positionen zeichnet die Ausstellung erstmalig in einem deutschen Museum die Emanzipation des Schattens zu einem bildgebenden, dabei immer medienreflexiven Thema innerhalb der aktuellen Kunst nach.
Der Schatten steht gewissermaßen am Beginn der Kunstgeschichte. In der antiken Überlieferung Plinius des Älteren ist es die Tochter des Töpfers Butades, die den Schattenumriss des Kopfes ihres Geliebten mit einem Kohlestift nachzeichnet und damit das erste Bild erschafft. Das berühmte Höhlengleichnis des griechischen Philosophen Platon wiederum grenzt die wirklichkeits-verschleiernden Schattenbilder in der dunklen Höhle vom hellen Licht der Erkenntnis ab und damit die buchstäblich schattenhafte Existenz von der wahrhaftig erleuchteten.
Das Dubiose, potenziell Unheimliche begleitet den Schatten über Jahrhunderte, bevor die Romantik seine positive Dimension entdeckt und den Schatten mit der Psyche verbindet. So wird in Adelbert von Chamissos Kunstmärchen Peter Schlemihl der Verlust des Schattens mit dem Verlust der Seele gleichgesetzt. Auch wenn der Schatten seit der frühen Neuzeit im Repertoire der Malerei durchaus eine Rolle spielt, wird er erst seit dem 19. Jahrhundert und der Erfindung der Fotografie sowie des Films zu einem wesentlichen Bildelement.
Beteiligte Künstler:innen (Auswahl): Vito Acconci, David Claerbout, Marlene Dumas, Hans-Peter Feldmann, Jenna Gribbon, Nadia Kaabi-Linke, William Kentridge, Astrid Klein, Farideh Lashai, Tim Noble/Sue Webster, Gerhard Richter, Regina Silveira, Javier Telléz, Kara Walker, Jeff Wall.