Gerold Miller
Anlässlich seiner ersten Einzelausstellung bei Wentrup zeigt der Berliner Künstler Gerold Miller neue Arbeiten aus verschiedenen Werkgruppen.
Die Inszenierung von Kunst als Ort und Gegenwart spielt im Gesamtwerk des Künstlers eine wichtige Rolle. Es geht um die Perspektive des Betrachters auf sich selbst und wie er sich im Raum dazu verortet. Die Verschmelzung von Kunstwerk und Betrachter wird dabei zu einem immer neuen Prozess und macht Gleichzeitigkeit zu einem wesentlichen Faktor. Gerold Miller gelingt es mit seinem Oeuvre, Raum und Zeit, Stillstand und Bewegung, Betrachter und Werk in einem Kunstwerk zu vereinen.
Die Wandarbeiten aus hochwertigem Lack und Metall sind auf Schwarz und wenige kontrastierende Farben beschränkt. Sie stehen für die Konsequenz, mit der Gerold Miller einen radikal reduzierten Begriff von Bildlichkeit formuliert, der sich aus größtmöglicher Distanz auf das Bild zubewegt, so dass aus der systematischen Reduktion der gestalterischen Mittel neue Bilder entstehen.
Die neuen Skulpturen aus Rosso Venezia Marmor wurden in einer traditionellen Werkstatt in Carrara hergestellt und beschreiben ein eher klassisches Skulptur-Verständnis. Sie visualisieren die Grundbedingungen von Skulptur: Material, Masse und Dimension. Durch ihre charakteristische formale Klarheit öffnen sie sich der Unendlichkeit des Raums. Ihre unterschiedlichen materiellen Beschaffenheiten verleihen den Verstärkern zugleich eine starke körperliche und sinnliche Präsenz.
Der Künstler bietet nicht mehr das 'Gemälde' oder die 'Skulptur' im traditionellen Sinne an, sondern die Prämissen künstlerischer Arbeit: zu gestaltender skulpturaler Raum und Projektionsflächen für Bilder. Dadurch erfahren Gerold Millers Werke eine konzeptuell-prozessuale Erweiterung, bei der die eigentliche Bildfindung vom Betrachter selbst geleistet werden muss.