Angela Anderson & Ana Hoffner ex-Prvulovic*, Pauline Curnier Jardin, Joachim Koester, Neda Saeedi, Esther Strauß
Es gibt keine Hexen. Die Erkenntnis, dass es sich bei der Figur der Hexe um eine soziale Konstruktion handelt, mag nicht neu sein. Jedoch bleibt der Begründungszusammenhang dieser Konstruktion erschreckend aktuell. Im Schulterschluss entfesselten und exekutierten Kirche und Nationalstaaten im Europa des 16. und 17. Jahrhunderts eine Gewalt, die „den Widerstand der Frauen gegen die Ausbreitung kapitalistischer Verhältnisse“ brechen sollte, wie Silvia Federici aufgezeigt hat. Im Übergang zum Kapitalismus musste die Macht der Frauen zerschlagen werden – über die Kontrolle ihrer Körper, Sexualität und ihres Wissens sollte sichergestellt werden, dass sie sich der Reproduktion von Arbeitskraft verschreiben. Diese Reproduktionsarbeit wurde fortan von der Lohnarbeit geschieden und herabgewürdigt. Somit wurde die Gemeinschaft der Beherrschten nicht nur enteignet, sondern auch entzweit. Das Verfolgen und Ausrotten von „Hexen“ war ein Instrument dafür und Verästelungen dieser Gewalt erstreckten sich in die unterschiedlichsten Bereiche.
Mit teils eigens für die Ausstellung HEXEN entstandenen Arbeiten untersuchen die Künstler_innen in Installation, Video, Skulptur, Performance, Fotografie, öffentlicher Intervention und Film die ideologischen und ökonomischen Infrastrukturen, die der historischen Hexenjagd zugrunde lagen, und wie sie in unserer Gegenwart nachhallen. Gibt es Möglichkeiten, sich die Figur der Hexe anzueignen und sie gegen die Matrix dieser brutalen Vernichtungsgeschichte in Stellung zu bringen?
Kuratiert von Nina Tabassomi