It is a fine mystery and I tremble everyday lest something should turn up - Elena Greta Falcini, Lena Schmid-Tupou und Maria Visser

Drei Künstlerinnen, Elena Greta Falcini, Lena Schmid-Tupou und Maria Visser, deren individuelle künstlerische Positionen in ihrer Ästhetik, ihrer Formsprache und ihren Inhalten divergieren, sind trotz ihrer unterschiedlichen Ansätze und Medien vereint in ihrer täglichen künstlerischen Suche.
In diesem ständigen Kreislauf des Suchens und Versuchens finden sie eine Art von Gemeinschaft. In der Ausstellung wird kein gemeinsames Thema verhandelt, es geht den Künstlerinnen stattdessen um eine Haltung, die für den kreativen Prozess von zentraler Bedeutung ist: das ständige Schwingen zwischen Faszination und Angst vor dem Unbekannten, jenseits des Kontrollierbaren.
Ist nicht gerade diese Unberechenbarkeit notwendig, um den künstlerischen Ausdruck als authentisch und radikal zu erleben?
Elena Greta Falcinis Objekte sind immer schwarz, manchmal etwas grau, mal rau, mal glänzend. Sie hängen als Klumpen im Raum, liegen als Fladen am Boden oder bieten ein Relief an der Wand. Sie rührt, mischt, schüttet aus. Ihr Notizbuch der Rezeptesammlung bleibt geheim. Der Geruch erinnert an weiche Basketballfelder auf Spielplätzen oder einer neuen Schuhsohle. Frei heraus und ohne Hemmungen behaupten sich die schwarzen Körper im Raum. Es wirkt nicht zögerlich sondern entschieden. Durch die reduzierte Farbigkeit konzentriert sich der Blick ganz auf die Oberflächenhaptik. Eine Masse breitet sich aus, erst flüssig und dann fest nimmt sie den Raum ein, als Objekt, als Körper, als Ding. Schlicht aber kraftvoll begegnet man einer erstarrten Dynamik.
Lena Schmid-Tupou bringt die Farbe ins Spiel. Leicht, flüchtig, leuchtend tanzen die Farben über die Leinwand. Assoziationen von Natur, Wesenhaftigkeit klingen an, aber bleiben offen. Abstrakte Vorstellungen von Erinnerung, Licht und Landschaft finden auf der Leinwand Form und zeigen sich in den Titeln ihrer Werkgruppen. Auch überführt sie die Malerei in das Medium Glas, dort liegt sie schimmernd als Farbkörper am Boden. Glatt, spiegelnd, rund bringen die Glasskulpturen eine Essenz von Malerei leuchtend in den Raum. Das einfallende Licht intensiviert die farbigen Glaskörper in ihrer Darstellung. Schmid-Tupou komponiert frei assoziativ Farbklänge zu einer poetischen Symphonie. Träume, Farben und Orte berühren sanft die Erinnerungen der Betrachtenden.
Maria Visser bringt wiederum einen gänzlich neuen Aspekt in die Ausstellung. Ihre künstlerischen Arbeiten bewegen sich an der Schnittstelle zum Modedesign. Wann ist etwas tragbar? Wann ist es funktional? Mit diesen Fragen löst sie die Grenze zwischen dem angewandten Bereich und der freien Kunst auf. Materialien hinterfragt sie neu und formt damit Alltagsgegenstände wie Mäntel, Schuhe, Taschen, die eigentlich nicht tragbar sind. Zu wackelig, zu dünn, zu starr erscheinen die textilen Objekte. Doch dem widersetzt sich Visser und zieht damit einhergehend auch Verhaltensmuster in Zweifel. Bei ihren Performances werden die Körper der Beteiligten zu wandelnden Objekten ihrer Entwürfe. Der Mensch wird zur Skulptur. Funktionalität wird entkoppelt betrachtet. Welche Form braucht ein Material, welche Gestalt kann es annehmen? Am Puls der Zeit entwirft Maria Visser Kollektionen der Unvernunft, die sich durchaus auf dem Laufsteg sehen lassen würden. Doch diesen Auftritt verlagert sie einfach als einen performativen Moment in die Räume ihrer Ausstellungen.