Zanele Muholi - David Goldblatt. From South Africa
Der Espace Louis Vuitton München freut sich, mit From South Africa, im Rahmen des “Hors-les-murs”-Programms der Fondation Louis Vuitton, eine neue Ausstellung zu Werken von zwei südafrikanischen künstlerischen Positionen – Zanele Muholi und David Goldblatt – präsentieren zu dürfen. Indem jeweils das fotografische Oeuvre der beiden Kunstschaffenden gezeigt wird, verfolgt die Ausstellung die Mission den Sammlungsbestand der Fondation Louis Vuitton einem breiteren, internationalen Publikum in den Espaces Louis Vuitton in Tokio, München, Venedig, Peking, Seoul und Osaka zugänglich zu machen.
Die Ausstellung From South Africa lotet in einer Serie von Goldblatts farbigen Landschaftsfotografien das komplexe Verhältnis der südafrikanischen Bevölkerung zu ihrem Land und Territorium, insbesondere der Rolle und Bedeutung von „Strukturen“ – so bezeichnete Goldblatt architektonische Gebilde -, im Zuge des neu formierten Nationalbewusstseins der Post Apartheid-Ära aus. In Beziehung gebracht werden Goldblatts Arbeiten mit Fotografien aus zwei Werkreihen von Zanele Muholi. Die Serie Faces and Phases besteht aus würdevollen Porträts von Schwarzen südafrikanischen Lesben sowie transgender und gendernonkonformen Personen, während Muholis Somnyama Ngonyama-Serie, in der Muholi in Selbstporträts auftritt, gängige Stereotype über Afrika und das Frausein evoziert und damit Klischees und Archetypen bezogen auf Muholis eigenes Selbstsein umkehrt und widerlegt.
1989 gründete Goldblatt in Johannesburg den Market Photo Workshop, um die Ausbildung von jungen Fotograf*innen zu fördern, die im damaligen System des Landes marginalisiert wurden. 2001 schrieb sich Zanele Muholi am genannten Workshop für den Kurs Advanced Photography ein und wurde im Laufe der Zeit zu Goldblatts Mentee. Bis zu Goldblatts Tod sollte sich zwischen den beiden ein starkes persönliches Band entwickeln. Inspiriert von der politisch engagierten Arbeit Goldblatts, machte Muholi die kritische Reflexion der anhaltend ungerechten Behandlung der LGBTQIA+-Community in Südafrika zu einem zentralen künstlerischen Thema. Muholis Zugehörigkeit zu dieser Community sowie das aktive Mitwirken darin erlauben es Muholi, die Lebenswirklichkeit der LGBTQIA+-Menschen von einer Innenperspektive heraus zu dokumentieren. So entsteht ein intimes, kompromisslos wahrheitsgetreues Bild des Alltags dieser marginalisierten Gruppe. Die Gemeinsamkeit an den jeweils über das bloß Sozial-Dokumentarische hinausgehenden fotografischen Werken der beiden Kunstschaffenden ist das aktivistische Bestreben, Geschichte und Gegenwart ihres Landes kritisch zu hinterfragen, indem sie sich mit Aspekten der persönlichen und gesellschaftlichen Identität auseinandersetzen.
Gegenstand von Goldblatts Oeuvre war das ganze Land, geografisch wie politisch. Seine Motive reichen von den weiten Landschaften der Karoo-Halbwüste bis hin zu den beschwerlichen Pendler-Reisen der Schwarzen Wanderarbeiter*innen, die gezwungen waren, in rassisch getrennten Siedlungsgebieten zu wohnen. Als Chronist von Südafrika in den von Apartheid und Rassensegregation geprägten Jahrzehnten schuf Goldblatt einprägsame, aussagekräftige Monochrombilder, die den eklatanten Kontrast zwischen den Lebensverhältnissen der Schwarzen und weißen Communities aufzeigen. Ebenfalls dokumentierte Goldblatt den Prozess, durch welchen die Architektur – oder die „Strukturen“ – der Öffentlichkeit das Selbstbild der Bürger*innen Südafrikas manifestiert. Bei Zanele Muholi ist das fotografische, installative und videokünstlerische Schaffen mit Menschenrechtsaktivismus verbunden, um so den Schwarzen lesbischen, transgender und gendernichtkonformen Communities in Südafrika und anderswo eine neue Sichtbarkeit zu verleihen. Seit nunmehr über zwanzig Jahren hält Muholi Motive fotografisch fest, die das Leben in den Schwarzen, lesbischen, schwulen, trans, queer und intersex Communities dokumentieren und feiern.
Zu den Künstler*innen
David Goldblatt wurde 1930 in Südafrika geboren. Von 1948 bis zu seinem Tod im Juni 2018 hielt er die Strukturen, Menschen und Landschaften des Landes fotografisch fest. 1998 erhielt er als erster Südafrikaner eine Einzelausstellung im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA). Im Jahr 2001 bereits wurde unter dem Titel David Goldblatt: Fifty-One Years eine umfassende Retrospektive zu seinem Schaffen in mehreren Galerien und Museen nacheinander gezeigt. Seitdem haben sowohl das Jewish Museum als auch das New Museum (beides New York) Soloausstellungen seines Werks präsentiert. Sein Oeuvre war Teil der Ausstellung ILLUMInations auf der 54. Biennale in Venedig 2011 und wurde auch in Ausstellungen im San Francisco Museum of Modern Art und im Barbican Centre, London gewürdigt. In seinem letzten Lebensjahr fanden gleich zwei großangelegte Retrospektiven im Centre Pompidou in Paris sowie im Museum of Contemporary Art in Sydney statt. Goldblatt erhielt den Hasselblad Award 2006, den Henri Cartier-Bresson Award 2009, den ICP Infinity Award 2013 und wurde 2016 vom französischen Kulturministerium zum Commandeur des Arts et des Lettres ernannt.
Zanele Muholi (geb. Umlazi, Südafrika, 1972) bezeichnet sich selbst als visuelle*r Aktivist*in. In frühen Werkzyklen hielt Muholi Augenblicke von Liebe und Intimität fest, aber auch Bilder, die von traumatischen Ereignissen zeugen. Muholi zeigte somit, wie sehr die LGBTQIA+-Communities des Landes trotz des in der Verfassung der Republik Südafrika von 1968 verankerten Versprechens der Gleichheit und Gleichbehandlung nach wie vor Opfer von Gewalt sind. Zusammen mit Aussagen von Zeitzeug*innen konstituieren diese Bilder das Archiv einer Community, die ihr Leben riskierte, um sich gegen Diskriminierung zu wehren. Zu den Schlüsselserien in Muholis Werkkorpus gehört auch Brave Beauties, wo Muholi sich mit der Selbstermächtigung und dem Empowerment von Trans Frauen sowie von gendernichtkonformen und nichtbinären Menschen befasst. In der Serie Somnyama Ngonyama richtet Muholi die Kamera auch auf sich selbst, wobei eindringliche und nachdenkliche Bilder zustandekommen, welche die diversen Themen Arbeitswelt, Rassismus, Eurozentrismus und Sexualpolitik erkunden. Zur Zeit werden Muholis Arbeiten an gleich mehreren Standorten wie etwa im San Francisco Museum of Modern Art ausgestellt. In den letzten Jahren wurde das Oeuvre ebenfalls in zahlreichen renommierten Galerien und Museen, z.B. in der Londoner Tate Modern, gezeigt. Zanele Muholi bekam einen Infinity Award von dem International Center of Photography, wurde 2016 zum Chevalier de l‘Ordre des Arts et des Lettres ernannt und erhielt 2018 den Honorary Fellowship Award der Royal Photographic Society.
Zur Fondation Louis Vuitton
Die Fondation Louis Vuitton, eingeweiht im Oktober 2014 am Bois de Boulogne, schenkt Paris eine bedeutende, neue kulturelle Institution, die ganz den Künsten gewidmet ist. Darüber hinaus verkörpert sie die Selbstverpflichtung von LVMH – im Besonderen von Louis Vuitton –, die unternehmerische Philanthropie zugunsten der Künste und des kreativen Engagements fortzuschreiben. Der vom renommierten Architekten Frank Gehry entworfene Bau gilt bereits jetzt als emblematisches Beispiel der Architektur des 21. Jahrhunderts. Dieses Pariser Monument stellt das erste künstlerische Statement der Fondation dar.
Seit ihrer Eröffnung durfte die Fondation Louis Vuitton Millionen Besucher aus Frankreich und aller Welt begrüßen – alle dem Wunsch folgend, Frank Gehrys Gebäude zu besichtigen und die dort stattfindenden Ausstellungen und Events zu besuchen, die von den Kuratorenteams der Fondation auf vier thematischen Schwerpunkten basierend konzipiert werden:
• Fundament ist die STÄNDIGE SAMMLUNG der Fondation, die aus Werken von zeitgenössischen französischen und internationalen Künstlern und Künstlerinnen sowie aus Kunstwerken des 20. Jahrhunderts besteht, was das Herausarbeiten von inhaltlich-thematischen Bezügen sowie von Inspirationsquellen ermöglicht. Ebenfalls gibt die Fondation eigens Werke in Auftrag, um aktuelle kreative Impulse zu fördern. Im von Frank Gehry entworfenen Gebäude werden also auch Arbeiten von u.a. Ellsworth Kelly, Olafur Eliasson und Adrian Villar Rojas permanent gezeigt.
• In den Wechselausstellungen, die so konzipiert werden, dass sie mit Hängungen aus der ständigen Sammlung in Dialog treten, nimmt die ZEITGENÖSSISCHE KUNST eine prominente Stelle ein. So präsentierte die Fondation seit ihrer Einweihung bereits die viel beachtete Ausstellung Contact von Olafur Eliasson, während es Daniel Burens Observatory of Light gelang, das Gebäude selbst buchstäblich in ein anderes Licht und in eine neue Perspektive zu rücken. Die Ausstellung Bentu nahm dafür aktuelle Strömungen in der zeitgenössischen Kunst Chinas in Augenschein – dass die Fondation sich für diese besonders einsetzt, bezeugen die zahlreichen Arbeiten von chinesischen Künstlern in den Beständen ihrer eigenen Sammlung.
• Ebenfalls Gegenstand der temporären, der Kunst des 20. Jahrhunderts gewidmeten Ausstellungen sind Werke der KLASSISCHEN MODERNE, die für das Verständnis der Grundlagen und Quellen zeitgenössischer Kunst unentbehrlich sind. So machte die Ausstellung Keys to a Passion auf die geschichtlichen Prüfsteine aufmerksam, die den künstlerischen Auswahlkriterien der Fondation zugrunde liegen – die hochrangigen Leihgaben unterstreichen die engen Beziehungen, die zwischen der Fondation und prestigeträchtigen Kunstinstitutionen bestehen, wie zum Bespiel dem Centre Pompidou, dem MoMA oder der Eremitage. Die Ausstellung Ikonen der Moderne: Die Sammlung Schtschukin, die im Oktober 2016 eröffnete und bis März 2017 lief, sowie die Schau Sammlung Morozov in 2021 sind hierfür Beispiele.
• Das AUDITORIUM der Fondation Louis Vuitton widmet sich hingegen der Musik, dem Tanz und der Poesie. Aber auch für interdisziplinäre Konferenzen und Events stellt es einen geeigneten Rahmen dar. Anlässlich der Eröffnung des Hauses spielte hier der berühmte Pianist Lang Lang.
HORS-LES-MURS – Tokio, München, Venedig, Peking, Seoul und Osaka: Werke aus der Sammlung. Im Jahr nach der Eröffnung begann die Fondation Louis Vuitton, mit der Öffentlichkeit außerhalb Frankreichs in Kontakt zu treten, indem sie das Programm “Hors-les-murs” („Jenseits der Mauern“) lancierte. Der erste Schritt hierzu war eine dem Schaffen von Frank Gehry gewidmete Architekturausstellung, der mehrere Ausstellungen von Werken aus der ständigen Sammlung der Fondation Louis Vuitton folgten.
Espace Louis Vuitton München
Maximilianstrasse 2a, 80539 München
T +49 89 55 89 38 100, info_espace.de@louisvuitton.com
Öffnungszeiten: Montag – Freitag, 12.00 – 19.00 Uhr; Samstag, 10.00 – 19.00 Uhr
Freier Eintritt