Fotografenduo Shunk-Kender

Königin Kusama im Spiegelkabinett

Das Fotografen-Duo Shunk-Kender fotografierte die Nachkriegs-Avantgarde in Paris und New York. Dabei hielten die beiden flüchtige Momente der Geschichte fest und schufen selbst Kunstwerke. Nun sind ihre Bilder in Leipzig zu sehen

Im Pariser Hotelbett sieht es gemütlich aus. Vor einem romantisch geblümten Kopfteil sind die vier Factory-Mitglieder eng zusammengerückt. Künstler Andy Warhol sitzt fotogen drapiert auf der Bettkante, daneben kuscheln der Filmemacher und Autor Gerard Malanga, die Schauspielerin Edie Sedgwick und der Promi-Manager Chuck Wein.

Mit dabei waren auch die in Deutschland bisher weniger bekannten Fotografen Harry Shunk (geboren bei Leipzig, 1924-2006) und János Kender (geboren im ungarischen Baja, 1937 - 2009), die in den 60er- und 70er-Jahren die Kunstszene in Paris und New York in den Fokus nahmen. Als Duo arbeiteten sie im Auftrag von Künstlerinnen und Künstlern, Museen, Galerien und Verlagen. Sie inszenierten Yayoi Kusama als gepunktete, unendlich vervielfältigte Herrscherin in einem ihrer "Mirror Rooms", hielten 1963 Marta Minujíns Feuer-Performance "La Destrucción" in Paris fest und fotografierten John Baldessaris Arbeit "Hands Framing New York Harbor", in dem der Künstler 1971 seine Finger wie einen viereckigen Fotorahmen um ein Boot im Hafen New Yorks legt.  

In Kooperation mit dem Centre Pompidou in Paris werden Bilder von Shunk-Kenders nun in der Galerie für zeitgenössische Kunst in Leipzig gezeigt. Die Ausstellung trägt den doppeldeutigen Titel "Kunst durch die Kamera". Die beiden Fotografen hielten Künstler und Künstlerinnen bei ihrer Arbeit fest und dokumentierten vergängliche Großprojekte wie Christos "Wrapped Coast" in Sydney. Sie begleiteten Robert Rauschenberg in sein Atelier und stiegen mit Bram Bogart auf sein Pariser Dach. Sie tauchten in die Kunstwelt ein und hielten flüchtige Momente fest - schufen aber auch selbst Kunstwerke, wie das Beispiel von John Baldessaris konzeptuellen Hafen-Rahmen zeigt, den es ohne ihre Kameras nicht geben würde.   

Shunk-Kenders verfolgten eine Fotografie, die nicht nur den berühmten Protagonisten dienen will, sondern ihre eigene Ästhetik mit grafischen Schwarz-Weiß-Kontrasten und cineastischen Panoramen beansprucht. Die Arbeit des Duos fällt in eine Zeit, in der sich die Fotografie ihren Platz in den ernstgenommenen Kunstdisziplinen erkämpfte und sich der Kunstbegriff immer weiter ausdehnte. Kunst drängte in der Nachkriegs-Avantgarde auf die Straßen und in jeden Winkel des Lebens - inklusive Hotelzimmer.