Ausstellung in Emden

Als Reisen noch lustig waren

Reisen in Zeiten von Flugscham und Virenalarm macht keinen Spaß. Bilder aus unbeschwerteren Tagen zeigt die Kunsthalle Emden

Die Pleite von Thomas Cook, eine verschärfte Klima-Debatte, neue Grenzen und Mauern überall und jetzt Stornierungen wegen des Coronavirus: Die Tourismusbranche ächzt angesichts der jüngsten Herausforderungen. Die Absage des Berliner Urlaubsmesse ITB, die eigentlich am Dienstag eröffnen sollte, könnte symbolträchtiger nicht sein. 

Tourismus ist vieles: eine Sehnsucht, ein Wirtschaftszweig, ein Klischee und Desillusionierung. Das lässt sich gerade in der Kunsthalle Emden erspüren: Bis zum 14. Juni sind dort in der Ausstellung "Sight Seeing. Die Welt als Attraktion" rund 150 Werke von William Turner über Andy Warhol bis Ai Weiwei zu sehen. Diese Schau zeigt als eine Art ITB der Kunst Wandel und Kontinuitäten des Reisens – bis hin zu Instagram: "Es gibt Instagrammer, die Bilder von anderen Instagrammern sammeln, um zu zeigen, dass die dieselben Orte auf der Welt in derselben Art und Weise zeigen", sagt Kurator Stefan Borchardt. "Das finde ich sensationell als Erkenntnis: Es explodiert die Anzahl der Bilder, aber die Bilder sehen ganz ähnlich aus."

Das sei keineswegs neu: "Von Neuschwanstein gibt es zwei Ansichten, die man kennt, also die Frontalansicht, die Breitenansicht", so Borchardt. Das steigere den Wiedererkennungswert, und beim Sightseeing gehe es schließlich um soziale Anerkennung. "Als Goethe in Italien war, setzte er als Motto seiner Reise 'Et in Arcadia ego', also: 'Auch ich in Arkadien'. Das ist beim Besuch von Sehenswürdigkeiten die Botschaft: Ich bin auch da gewesen."

Wenn man also irgendwohin fährt, nur um das zu sehen, was man schon vorher überall als Bild gesehen hat – warum nicht gleich zu Hause bleiben?