Konzerte in Museen

Madonna hört zu

In den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden treten im wöchentlichen Takt Kammermusiker der Dresdner Staatskapelle auf. Die Konzerte werden auf ZDF-Kultur und Arte übertragen

Eine geballtere Ladung ehrwürdiger Altmeister in barockem Residenz-Ambiente kann man sich kaum vorstellen: Mitglieder des Orchesters der Sächsischen Staatskapelle Dresden treten in unterschiedlich kleinen Besetzungen an verschiedenen Ausstellungsorten der Sächsischen Kunstsammlungen Dresden (SKD) auf und erfüllen die Säle mit klassischer Kammermusik. Trotz erster Lockerungen der Corona-Eindämmungsmaßnahmen ist ein regulärer Konzert- oder Opernbetrieb noch lange nicht denkbar. Mit der Konzertreihe reagieren die Initiatoren auf die Frage, vor der zahlreiche Orchester auf der ganzen Welt stehen: Wie und wo können wir unsere Musik aufführen?

Für die Orchestranten der Sächsischen Staatskapelle gehört die Kammermusik seit der Gründung des Tonkünstler-Vereins zu Dresden im Jahr 1854 traditionell zum Grundrepertoire: Im Mittelpunkt stehen Stücke, die einen direkten Bezug zur Sächsischen Staatskapelle und zu Dresden haben, zum Beispiel das "Andante" und "Rondo Ungarese" von Carl Maria von Weber, je ein Concerto von Antonio Vivaldi und seinem Dresdner Schüler Johann Georg Pisendel, Robert Schumanns "Märchenerzählungen" und "Solo" für Violoncello von Aribert Reimann, dem Capell-Compositeur der Spielzeit 2019/2020. Mit dem "Septett" und dem "Streichquartett Nr. 4" sind außerdem Werke des Jubilars Ludwig van Beethoven vertreten. 

Bei der Ortswahl durfte man in puncto Imposanz natürlich nicht zurückbleiben: Meterweit türmen sich die bordeauxfarbenen Wände hier auf und markieren unverwechselbar, wo man sich befindet: zwischen den italienischen Renaissancemalern des 14. bis 17. Jahrhunderts. Über den Musikanten thront das Wahrzeichen der Gemäldegalerie Alte Meister - die "Sixtinische Madonna" von Raffael - und überschaut die Szenerie. Alle temporären Konzertorte befinden sich in Dresden: Dazu gehören das Audienzgemach und der "goldene" Kleine Ballsaal des Dresdner Residenzschlosses, die Antikenhalle und die eingangs erwähnte Gemäldegalerie Alte Meister im Semperbau am Zwinger. Der Klingersaal im Albertinum, Herberge der Werke des Fin de Siècle, rundet die kleine Kammertour durch Dresden ab.

Wessen Hunger nach Altehrwürdigem mit Tele-Konzerten nicht gestillt ist, kann die Zeitreise durch kurfürstliche Gefilde um persönliche Eindrücke erweitern: Während die Gemäldegalerie ihre Pforten bereits geöffnet hat, sind Teile des Residenzschlosses ab Samstag und das Albertinum ab dem 19. Juni wieder zugänglich sein.